Neuer Premierminister in Kambodscha: Hun Manet folgt seinem Vater

Kambodscha hat nach 38 Jahren einen neuen Regierungschef: den Sohn des bisherigen Premierministers. Hat der Erbe überhaupt Spielraum?

Hun Manet, designierter Premierminister in Kambodscha zwischen anderen Menschen

Hun Manet wird zum neuen Regierungschef von Kambodscha ernannt

KUALA LUMPUR taz | In vielen Ländern Asiens sind politische Familiendynastien die Garanten für Macht und Reichtum der Elite, sodass jetzt auch Kambodscha dieses Modell übernimmt. Am Montag ernannte König Norodom Sihamoni den Sohn des seit 1985 herrschenden Premierministers Hun Sen, Hun Manet, zum neuen Regierungschef.

Dass am 22. August das Parlament Hun Manet das Vertrauen ausspricht, steht außer Frage. Weil sein Vater die Opposition ausgeschaltet hatte, gewann seine Volkspartei (CPP) bei der Wahl Ende Juli 120 der 125 Sitze.

Der 45-jährige Hun Manet wurde an westlichen Universitäten und Militärakademien ausgebildet. Die meisten Politiker der Generation seines Vaters hatten weder solide Bildung noch internationale Erfahrung. Sie wurden durch den Vietnamkrieg, als Kader der oder als Widerständler gegen die Roten Khmer oder im Bürgerkrieg nach deren Vertreibung sozialisiert. Ihre Politik prägte ein Freund-Feind-Denken.

Hun Sen ließ Kritiker gnadenlos verfolgen und scheute wohl auch nicht vor Mord zurück, auch wenn nie belegt werden konnte, dass Morde wie 2016 an Kem Ley, der die Korruption des Hun-Sen-Clans kritisierte, von höchster Stelle angeordnet wurden. Doch ist Bildung per se kein Garant für eine liberale, demokratische Herrschaft. Pol Pot und andere Führer der mörderischen Roten Khmer hatten an der Sorbonne in Paris studiert.

Papa bleibt der eigentliche Chef

Hun Sen hat die Übergabe der Macht an seinen Sohn seit Jahren sorgsam vorbereitet. Nach und nach machte dieser Abschlüsse in Wirtschaftswissenschaften an Universitäten in den USA und Großbritannien und war der erste kambodschanische Absolvent der US-Militärakademie West Point. Er bekam daraufhin hohe Posten in der CPP und im Militär.

Auffällig ist jedoch das Fehlen jeglicher Regierungserfahrung des mit der Tochter eines hohen Politikers verheirateten Mannes. Zugleich ist nichts von seinen Vorstellungen über Kambodschas Zukunft bekannt. Er gab bisher kaum Interviews und seine Auftritte im Wahlkampf wurden als freundlich, aber unverbindlich beschrieben.

Offen ist, welchen Spielraum Hun Manet als Premier überhaupt haben wird. Wiederholt betonte sein Vater in den vergangenen Monaten zwar, dass er dem Filius nicht reinreden wolle, er selbst aber als CPP-Chef und ab 2024 als Senatspräsident weiter für das „politische Management“ des Königreichs zuständig sein werde.

Sebastian Strangio, Autor des Buches „Hun Sen’s Cambodia“, hat fast etwas Mitleid mit dem neuen Premierminister: „Hun Manet erbt das von seinem Vater geschaffene System, das nicht auf Institutionen ruht, sondern auf einer sorgfältig austarierten Machtverteilung und Vetternwirtschaft zwischen Politikern, mächtigen Familien und Firmenbossen.“ Strangio ergänzt: „Manet ist in gewisser Weise ein Gefangener des Systems. Ich sehe nicht, dass sich etwas ändert.“

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