Eiskunstlauf in Deutschland: Ein bisschen Weltklasse

Bei den Meisterschaften im Eiskunstlauf in Berlin offenbart sich, dass es nur wenige Stars, aber ein großes Nachwuchsproblem gibt.

Abschluss-Eislaufen beim Grand Prix in China 2023

Stars on Ice: Minerva Hase und Nikita Volodin andere beim Grand Prix in Peking Foto: imago/Xinhua

Das Paar Minerva Hase/Nikita Volodin nimmt als frisch gekürte Sieger des Grand-Prix-Finales an den Deutschen Meisterschaften im Eiskunstlauf teil, die am heutigen Freitag und Samstag in Berlin ausgetragen werden. Zu dem Grand-Prix-Finale in China hatten sich nur die sechs besten Paare der Welt qualifizieren können, und ein Sieg dort ist fast so viel wert wie ein Weltmeistertitel.

Was die 24-jährigen Paarläufer in ihrer ersten gemeinsamen Saison geschafft haben, weckt Hoffnungen auf eine ganz große gemeinsame Karriere. Die Deutsche Eislauf-Union wirbt verständlicherweise für den Ticketverkauf für die Deutschen Meisterschaften im Berliner Wellblech­palast mit diesen Favoriten.

Allerdings wird es neben dem Spitzenpaar nur wenig zu sehen geben, was zur Weltklasse zählt. Das zweite Berliner Weltklasse-Paar Annika Hocke/Robert Kunkel hat seine Teilnahme an den Meisterschaften abgesagt, um eine Verletzung zu kurieren. Auch sie hatten sich zum Finale der sechs weltbesten Eislaufpaare in China qualifiziert, konnten dort allerdings krankheitsbedingt nicht teilnehmen.

Bei den Männern und im Eistanz gibt es bei den Deutschen einige Teilnehmer, die mit ihren schönen Programmen Zuschauer begeistern und bei europäischen Titelkämpfen um eine Top-Ten-Platzierung laufen können. Ganz schlecht sieht es aber bei den Frauen aus. Gerade einmal fünf Kandidatinnen treten in Berlin an. International halbwegs mithalten kann eine einzige: die Wahl-Oberstdorferin Kristina Isaev. Die ausdrucksstarke Läuferin, die in Wettbewerben häufig ihre Trainingsleistung nicht abrufen kann, landete bei den vergangenen Weltmeisterschaften auf Platz 29. Damals störte das den deutschen Verband wenig, denn ihre Trainingskameradin Nicole Schott schaffte es auf den siebenten Platz. Doch die siebenfache deutsche Meisterin Schott beendete danach ihre Karriere und hinterlässt eine Lücke. Die zweiten Startplätze, die Schott bei EM und WM erkämpfte, werden höchstwahrscheinlich frei bleiben.

Nachwuchs in Rumänien

Dabei gäbe es mit der EM-Zehnten Julia Sauter eine, die international erfolgreich läuft. Sauter wurde in Deutschland geboren und trainiert auch hier, aber sie startet seit 2012 für Rumänien, das Herkunftsland ihres Trainers. Mit übermäßiger Förderung wird sie dort keinesfalls verwöhnt, aber immerhin nominiert der rumänische Verband sie regelmäßig zu internationalen Meisterschaften. In Deutschland wurde das Potenzial der deutsch-rumänischen Doppelstaatsbürgerin nicht erkannt, die erst in den letzten Jahren ihren internationalen Durchbruch hatte.

Ein Höhepunkt für das Publikum im Berliner Wellblechpalast ist der Wettbewerb der Synchroneiskunstläufer, der erstmals gemeinsam mit den Deutschen Meisterschaften in den anderen Eiskunstlaufdisziplinen ausgetragen wird. Beim Synchronlaufen bilden 16 LäuferInnen ein Team, das verschiedene Schritte, Hebungen und Formationen zu Musik ausführt. Dabei sind Synchronität und Präzision der Bewegungen, aber auch die technischen Schwierigkeiten, die Interpretation der Musik und die Ausdrucksstärke der LäuferInnen wichtige Kriterien. In der nicht olympischen Sportart werden seit der Jahrtausendwende auch inter­natio­nale Meisterschaften ausgetragen. Die Favoriten bei den Deutschen Meisterschaften sind ganz klar das Team Berlin 1. Nicht nur des Heimvorteils und der sicher zahlreich kommenden Fans wegen, die Stimmung in die Eishalle bringen könnten, sondern weil die zwanzigfachen deutschen Meister auf international hohem Niveau laufen.

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