Situation in der Ukraine: Ukrainekrieg – war da was?

Die Lage für das angegriffene Land ist heikel – auch weil es zu wenig Hilfe bekommt, um zu gewinnen. Das dürfte die Autokratien in der Welt beflügeln.

Ein Soldat zielt mit seinem Gewehr

Ein Soldat des pro-ukrainischen Bataillons aus Russland bei einer Übung Foto: Efrem Lukatsky/ap

Die Aufmerksamkeit für den Krieg Russlands gegen die U­kraine nimmt ab. Dafür gibt es viele Gründe – von der Eskalation des Krieges in Gaza bis hin zur Uneinigkeit unter den Unterstützerstaaten. Die schwindende Aufmerksamkeit für die Ukraine verringert leider nicht die Intensität der militärischen Aggression Russlands – ganz im Gegenteil. Je schwieriger es für die U­kraine wird, westliche Unterstützung zu erhalten, desto zuversichtlicher ist Russland.

Im Gegensatz zur demokratischen Welt können autoritäre Regime wie das russische das Spiel langfristig spielen. Wenn sie sich zu Beginn der Invasion strategisch geirrt haben, weil sie mit einem schnellen Sieg gerechnet haben, heißt das nicht, dass sie keine Lehren daraus gezogen haben. Russland setzt auf die Erschöpfung der Ukraine – physisch, militärisch und moralisch – und seine größeren Ressourcen an Menschen und Material.

Gleichzeitig ist die russische Autokratie in der Lage, nicht nur aus Fehlern zu lernen, sondern auch Verbündete zu finden. So kann sie nicht nur mit westlichen Sanktionen ganz gut umgehen, sondern sich auch technologisch weiterentwickeln. In der Nacht, in der Präsident Wolodymyr Selenskji und sein US-Amtskollege Joe Biden nach ihrem Treffen in Washington eine Pressekonferenz abhielten, feuerte Russland zehn Raketen auf Kyjiw ab. Alle Raketen wurden dank der Luftabwehrsysteme abgeschossen, die die Ukraine von ihren Verbündeten, insbesondere den USA und Deutschland, bekam. Dennoch beschädigten die herabfallenden Granatsplitter Häuser und Gebäude der zivilen Infrastruktur; mehr als 50 Menschen wurden verletzt.

Die Ukraine erhält jetzt genug Hilfe, um zu überleben, aber zu wenig, um den Krieg zu gewinnen. Das hält – zumindest die meisten – Ukrainer nicht davon ab, weiter für ihre Freiheit zu kämpfen, aber es untergräbt die Glaubwürdigkeit der westlichen Partner.

Indem die westliche Welt den Krieg im Zentrum Europas vergisst, offenbart sie nicht nur ihr Zaudern gegenüber einer imperialistischen Bedrohung, sondern gibt den Autokratien grünes Licht für weitere Aggressionen globalen Ausmaßes.

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Anastasia Magazova ist 1989 auf der Krim (Ukraine) geboren. Studium der ukrainischen Philologie sowie Journalismus in Simferopol (Ukraine). Seit 2013 Autorin der taz und seit 2015 Korrespondentin für die Deutsche Welle (DW). Absolventin des Ostkurses 2014 und des Ostkurses plus 2018 des ifp in München. Als Marion-Gräfin-Dönhoff-Stipendiatin 2016 Praktikum beim Flensburger Tageblatt. Stipendiatin des Europäischen Journalisten-Fellowships der FU Berlin (2019-2020) in Berlin. Als Journalistin interessiert sie sich besonders für die Politik in Osteuropa sowie die deutsch-ukrainischen Beziehungen.

Wir alle wollen angesichts dessen, was mit der Ukraine derzeit geschieht, nicht tatenlos zusehen. Doch wie soll mensch von Deutschland aus helfen? Unsere Ukraine-Soli-Liste bietet Ihnen einige Ansätze fürs eigene Aktivwerden.

▶ Die Liste finden Sie unter taz.de/ukrainesoli

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