Elfenbeinküste gewinnt Afrika-Cup: Sieger mit Selbstironie

Gastgeber Elfenbeinküste bezwingt nach holprigem Turnierstart im Finale Nigeria. Der Wettbewerb war so attraktiv und lukrativ wie noch nie.

Zwei Spieler stehen mit staunenden Augen vor dem Pokal

Karim Konate (r.) von RB Salzburg staunt ganz besonders über den gewonnenen Pokal Foto: ap

Das Fußballwunder ist wahr geworden. Die Elfenbeinküste hat es tatsächlich geschafft. Die „Elefanten“ sind Afrikameister, haben den 34. Cup für sich entschieden. Den Jubel zu beschreiben, der nach dem 2:1-Finalsieg über Nigeria über das ganze Land schwappte, fällt schwer. Eine solche Euphorie, Freude und Glückseligkeit einer ganzen Nation kann in Afrika vielleicht nur der Fußball auslösen.

Vier Wochen lang haben die Fans begeisternden Fußball genossen und das Turnier auf den Straßen und vor den TV-Geräten gefeiert. Es sei der schönste und attraktivste Afrika-Cup in der Geschichte des Wettbewerbs gewesen, urteilten langjährige Beobachter.

Wie nah Glück und Tragik aber zusammenliegen können, zeigte sich mal wieder in den Stunden vor dem Endspiel, als das Turnier nur knapp an einer Katastrophe vorbeischlitterte. Tausende Menschen ohne Eintrittskarten hatten versucht, sich in einer Art Sturmlauf Zutritt zum ohnehin schon völlig überfüllten Alassane Ouattara Stadium in einem Vorort von Abidjan zu verschaffen. Die Polizei setzte Tränengas und Gummigeschosse ein – irgendwie konnten die Massen zurückgedrängt und anschließend unter Kontrolle gehalten werden.

Die Akteure im Stadion hatten selbstredend nichts mitbekommen – sie machten ihren Job. Die Spieler der Elfenbeinküste sahen dabei schon recht früh wie der Verlierer aus, als Nigerias Abwehrchef William Troost-­Ekong in der 38. Minute zum 1:0 für die „Super Eagles“ traf. Denn die Defensive der Nigerianer hatte sich im Turnierverlauf als immens stark erwiesen – ganze zwei Gegentore hatte sie bis dahin in sechs Spielen zugelassen.

Akrobatisch mit der Fußspitze

Es sollten aber an diesem Abend zwei weitere hinzukommen. Kapitän Franck Kessie traf nach einer guten Stunde wie Troost-Ekong per Kopf im Anschluss an eine Ecke. Neun Minuten vor Spiel­ende war es ausgerechnet Sebastién Haller, der akrobatisch mit der Fußspitze zum 2:1 vollendete. Vorbereitet hatte beide Treffer Jungstar Simon Adingra, der die ersten Spiele wie Haller wegen den Folgen einer Verletzung noch verpasst hatte.

Als es drauf ankam, war der 22-Jährige vom englischen Klub Brighton and Hove Albion aber da. Wie eigentlich alle seine Teamkollegen, deren Performance in den K.-o.-Spielen mit denen von „Stehaufmännchen“ eher unzureichend beschrieben ist. „Wir haben nichts drauf, aber sind weiter“ hatten die Spieler lachend im Mannschaftsbus gesungen, nachdem sie mit mehr Glück als Können noch ins Achtelfinale gerutscht waren. Sie behielten den selbstironischen Song bei, wurden immer stärker und schlugen nacheinander Titelverteidiger Senegal, Geheimfavorit Mali und Überraschungsteam DR Kongo. Und im Finale konnte dann auch das große Nigeria mit seinem Stürmerstar, Afrikas amtierenden „Fußballer des Jahres“ Victor Osimhen, die so holprig ins Turnier gestartete Elfenbeinküste nicht mehr stoppen.

Der nächste Afrika-Cup soll im Sommer 2025 in Marokko stattfinden. So lange werden die Ivorer nun ihre Rolle als „Könige des Kontinents“ genießen dürfen. Fußball hat zweifelsohne diesen Status in Afrika.

Die Begeisterung um diesen Sport auch in bare Münze umzusetzen – an dieser Aufgabe war der afrikanische Fußballverband Caf indes über Jahrzehnte hinweg gescheitert. Immer wieder landeten allzu viele Gelder in privaten Taschen statt in der Entwicklung von Infrastruktur und Organisation. Seitdem allerdings im März 2021 der Südafrikaner Patrice Motsepe die Geschäfte übernommen hat, kommt auch hier einiges in Schwung. Der milliardenschwere Unternehmer suchte die Nähe und Kontakte des Fußball-Weltverbandes Fifa.

Saudi-arabische Sponsoren

Viele Beobachter versteigen sich sogar zu der Behauptung, die Fifa habe die Geschäfte der Caf übernommen. Fakt ist: Seither rollt der Rubel auch bei der Caf. Oder sollte man eher sagen: der Saudi-Riyal? Denn es sind nicht unwesentlich saudi-arabische Sponsoren und Investoren, die in diesen Tagen viel Geld in den afrikanischen Fußball schießen. Der Wüstenstaat befindet sich schließlich auf Werbetour für die WM 2030.

Die Motive dürften der Caf egal sein, wichtig sind ihr vielmehr die eigenen Wachstumsraten, von denen gern berichtet wird. Zum Beispiel, dass sich die Einnahmen des Verbandes im Jahr 2023 um 17 Prozent gesteigert haben. Die Investitionen in die Entwicklung des Fußballs auf dem Kontinent sogar um 25 Prozent. Das gerade beendete Turnier in der Elfenbeinküste ist da noch gar nicht mit eingerechnet. Es dürfte einiges hinzukommen.

Allein die Rekordzahl von weltweit 173 Ländern, in denen das Finale im TV übertragen wurde, ist beeindruckend. Ebenso wie das um 40 Prozent gesteigerte Preisgeld des Turniers. Der Sieger Elfenbeinküste erhält satte sieben Millionen US-Dollar, für den unterlegenen Gegner Nigeria bleiben immerhin vier Millionen. Ausgezahlt wird stufenweise weiter bis hinunter an alle acht Viertelfinalisten. Es sollen schließlich alle etwas davon haben. Vom schönsten Afrika-Cup aller Zeiten.

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