+++ Nachrichten im Nahost-Krieg +++: Netanjahu gegen Biden

Israels Regierungschef weist die Kritik des US-Präsidenten am Vorgehen im Gaza-Krieg zurück. Derweil beginnt der Fastenmonat Ramadan mit gedrückter Stimmung.

Ein Mann sitzt auf einem Sessel

US-Präsident Joe Biden stößt mit seiner Kritik an Israels Vorgehen in Gaza derzeit eher auf taube Ohren Foto: Elizabeth Frantz/rtr

Netanjahu weist Bidens Kritik an Gaza-Krieg zurück

Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu hat die Kritik von US-Präsident Joe Biden am israelischen Militäreinsatz im Gazastreifen zurückgewiesen. „Wenn der US-Präsident damit meint, dass ich eine Privatpolitik gegen den Wunsch der Mehrheit der Israelis verfolge und das Israels Interessen schadet, dann liegt er in beiden Punkten falsch“, sagte Netanjahu am Sonntag in einem Gespräch mit Springer-Medien in Jerusalem.

Seine Politik werde von einer „überwältigenden Mehrheit“ der Israelis unterstützt, fügte Netanjahu hinzu. Gegen Netanjahus Politik und den noch immer nicht erreichten Geisel-Deal gingen allerdings am Samstagabend Tausende auf die Straße, die Polizei ging teils gewaltsam gegen die Demonstrierenden vor.

Netanjahu zeigte sich dennoch entschlossen, die Militäroffensive gegen die radikalislamische Hamas in der Stadt Rafah im Süden des Gazastreifens trotz internationaler Warnungen bald zu beginnen. Nach dem Beginn der Offensive gegen die letzten Hamas-Bataillone in Rafah werde die „intensive Phase“ der Kämpfe vier bis sechs Wochen dauern.

Angesichts der verzweifelten Lage der Menschen im Gazastreifen hatte Biden Israels Vorgehen zuvor offen kritisiert. „Meiner Meinung nach schadet er Israel mehr, als dass er dem Land hilft“, sagte Biden in einem am Samstagabend ausgestrahlten Interview mit dem US-Fernsehsender MSNBC. (afp, taz)

🐾 „Niemandem ist nach Feiern zumute“

Im Schatten des Krieges begehen Muslime in Jerusalem den Auftakt des Fastenmonats Ramadan. Die Hoffnung auf eine Feuerpause bleibt weiter unerfüllt, schreibt taz-Korrespondent Felix Wellisch aus Jerusalem.

Bericht: Hamas setzt zum Überleben auf Ramadan

Der Beginn einer Bodenoffensive in Rafah während des Ramadan wäre riskant, sagte Udi Dekel, pensionierter israelischer Brigadegeneral und Forscher am Institut für nationale Sicherheitsstudien in Tel Aviv, dem Wall Street Journal. Israel habe größere Einsätze in Rafah bis jetzt aufgeschoben, um Zeit für die Verhandlungen über eine vorübergehende Waffenruhe und die Freilassung von Geiseln zu gewinnen. Sollten die Gespräche zu keinem Ergebnis führen, gebe es für Israel keinen Grund mehr, sich zurückzuhalten, sagte Dekel.

Die Hamas-Führung setze darauf, dass der Ramadan die Dynamik des Krieges zu ihren Gunsten wendet, schrieb das Wall Street Journal am Sonntag. Sie hoffe, dass diplomatischer Druck zur Einstellung der Offensive führt und so das Überleben der Hamas sichert. (dpa)

Saudischer König ruft zu Ende von „Verbrechen“ auf

Saudi-Arabiens König Salman hat die internationale Gemeinschaft in seiner Botschaft zum muslimischen Fastenmonat Ramadan dazu aufgerufen, den „abscheulichen Verbrechen“ im Gazastreifen ein Ende zu setzen. „Während wir in diesem Jahr den Beginn des Ramadan erleben, sind unsere Herzen voller Trauer über das anhaltende Leiden unserer palästinensischen Brüder, die einer unerbittlichen Aggression ausgesetzt sind“, erklärte der König am Sonntag.

„Wir rufen die internationale Gemeinschaft auf, ihrer Verantwortung gerecht zu werden, um diesen abscheulichen Verbrechen ein Ende zu setzen und die Einrichtung sicherer humanitärer Korridore und Hilfskorridore zu gewährleisten“, fuhr der saudische König fort. (afp)

Rüge für sprengeifrigen Kommandeur

Israelische Medien berichteten am Montag unter Berufung auf die Armee, das Militär habe einen Kommandeur offiziell dafür gerügt, im Januar eine Universität in der Stadt Gaza ohne Genehmigung zerstört zu haben. Zwar soll die Hamas die Einrichtung den Angaben nach genutzt haben. Doch sprengte der Kommandeur das Gebäude den Berichten zufolge ohne die erforderliche Genehmigung seines Vorgesetzten. Der Vorfall werde weiter untersucht. (dpa)

Weitere Bemühungen um Waffenstillstand in Gaza

Ägypten setzt seine Bemühungen um einen Waffenstillstand im Gazastreifen fort, heißt es aus Sicherheitskreisen des Landes. Man stehe in Kontakt mit dem israelischen Geheimdienst Mossad und der Hamas. Ziel sei es, während des Fastenmonats Ramadan die Verhandlungen wieder aufzunehmen. Dieser beginnt am Montag oder Dienstag.

Die Vermittler USA, Ägypten und Katar hatten zuvor erfolglos versucht, vor dem Ramadan, der in mehreren muslimischen Ländern am Montag beginnt, eine Einigung über eine Feuerpause und eine Geiselfreilassung im Krieg zwischen Israel und der islamistischen Hamas herbeizuführen.

Das scheiterte wohl letztlich am Widerstand der Hamas gegen eine nur temporäre Waffenruhe: Hamas-Chef Hanija sagte am Sonntag, wenn Israel sich verpflichte, den Krieg zu beenden und sich aus dem Gazastreifen zurückzuziehen, sei man zu Flexibilität in den Gesprächen bereit. Der Vorschlag der Vermittler sah bisher nur eine sechswöchige Waffenruhe und eine erste Phase des Austauschs von Geiseln gegen palästinensische Häftlinge vor.

Die Hamas wolle „die einzige Karte, die sie hat, nämlich die Geiseln, nicht als Gegenleistung für eine vorübergehende Waffenruhe hergeben“, erklärte hierzu Ghassan Khatib von der Birzeit University dem Wall Street Journal. (rtr, afp, dpa)

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.