Wahlergebnisse Bangladesch: Absolute Frauenpower

Sheik Hasina wird neue Regierungschefin von Bangladesch - sie gewann in einer Wahl, die laut EU-Wahlbeobachter Alexander Graf Lambsdorff fair und frei abgelaufen ist.

Strahlende Wahlsiegerin: Sheikh Hasina von der linksgerichteten Awami-Liga. Bild: dpa

Mit so einem Sieg hatte niemand gerechnet: Bei der ersten Parlamentswahl in Bangladesch seit sieben Jahren errang am Montag die linksgerichtete Parteienallianz der Awami-Liga-Chefin Sheikh Hasina 262 von 300 Sitzen. Damit hat sie ihre erbitterte Widersacherin Khaleda Zia vernichtend geschlagen: Auf die konservativ-religiöse Allianz um die Bangladesh Nationalist Party (BNP) entfielen nur 32 Sitze.

Die Wahlbeteiligung erreichte eine neues Rekordhoch. "In vielen Wahlkreisen lag die Wahlbeteiligung zwischen 85 und 90 Prozent", sagte Humayun Kabir von der staatlichen Wahlkommission. In manchen Wahlkreisen hätten 94 Prozent der Wähler ihre Stimmen abgegeben. In urbanen Zentren wie Dhaka und Chittagong seien immer noch mehr als 70 Prozent der Menschen zur Wahl gegangen.

Khaledas BNP reagierte nach Bekanntwerden der ersten Ergebnisse konfrontativ: Ein Sprecher erklärte am Montag, ohne Beweise anzuführen, BNP-Anhänger seien von den Wahlurnen ferngehalten worden. Es habe "massive Manipulationen" gegeben.

Der FDP-Europaabgeordnete und Leiter der EU-Wahlbeobachtermission Alexander Graf Lambsdorff sagte am Dienstag, die Stimmauszählung sei "korrekt und professionell" abgelaufen. Auch eine Delegation japanischer Abgeordneter zeigte sich mit dem Verlauf der Abstimmung zufrieden.

Mit ihrem Votum haben die Wähler die BNP für ihre extreme Negativbilanz während ihrer Zeit an der Macht in den Jahren 2001 bis 2006 abgestraft. Damals war unter der Schirmherrschaft von Parteichefin Khaleda ein bis dahin ungeahnter Macht- und Patronageapparat entstanden. Gegen Khaledas eigenen Sohn läuft aus dieser Zeit ein Verfahren wegen Korruption.

Doch auch die Wahlsiegerin Hasina hat sich in ihrer ersten Amtszeit als Premierministerin in den Jahren 1996 bis 2001 einen schlechten Ruf erworben. 2001 wurde Bangladesch als eines der korruptesten Länder der Welt eingestuft.

Dennoch hatte vor allem die Gewalt gegen politische Gegner nach 2001 ein neues Ausmaß erreicht. Im Vorfeld der auf Anfang 2007 angesetzten Parlamentswahl kam es zu dermaßen schweren Zusammenstößen zwischen Anhängern der beiden großen Parteien, dass die Armee im Januar desselben Jahres die Abstimmung aussetzte und den Notstand verhängte. Das militärisch gestützte Interimsregime ließ hunderte Politiker und Geschäftsleute festnehmen. Auch gegen die beiden Parteichefinnen Khaleda und Hasina laufen noch Korruptionsverfahren.

In dieser Zeit nahm die Willkür der Sicherheitskräfte immer mehr zu. Journalisten beklagten wiederholt, dass sie bedroht und in ihrer Arbeit behindert wurden. Doch immerhin stieß die Interimsregierung bei der Einführung eines detaillierten Wahlregisters auf mehr als elf Millionen gefälschte Identitäten. Das dürfte es der BNP nun erschweren, ihre Anhänger auf die Straßen zu schicken, um gegen das Ergebnis der Wahl zu protestieren.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.