"Unerhört"-Protokoll Claudia Merker: "Als Mutter biste gekniffen!"

Zwei Jobs hat Claudia Merker, um ihre fünf Kinder durchzubringen. In Frankreich läuft bei der Kinderbetreuung vieles besser.

Würde sich eine bessere Altersvorsorge für Frauen wünschen: Claudia Merker. Bild: kirsten küppers

Dass ich jetzt hier abends im Ort im Gasthof in der Küche stehen muss und die Spülmaschinen be- und auslade, damit ich diese Zuschüsse für die Riester-Rente bekomme - so was finde ich echt schlimm! Ich hab fünf Kinder, die sind zwischen neunzehn und vier Jahre. Und ich dachte immer, wenn ich Kinder hab, dann möcht ich mich aber auch drum kümmern. Aber das wird nicht anerkannt. Wenn du keinen Partner hast, der das finanziell absichert, biste gekniffen!

Ich wünsch mir jedenfalls eine bessere Altersvorsorge für Frauen - oder es können auch Männer sein -, also für den Part, der sich um die Kinder kümmert. Denn wenn man nicht gerade einen Ehegatten hat, der wahnsinnig viel Geld verdient, dann ist das echt total schlimm! Es gibt jetzt so Dinge wie diese Riester-Rente, wo man für jedes Kind einen Zuschuss bekommt, aber ich bekomm das nicht umsonst. Ich muss einen von diesen miesen 400-Euro-Jobs machen.

Und das, was ich eigentlich bringe an Kindererziehung und so weiter, zählt nicht. Dabei, wenn ich mir meine Kinder angucke, dann ist mir das mit der Erziehung recht gut gelungen. Ich wollte ja früher nie Lehrerin werden. Aber ich bin jetzt 46 Jahre alt und studier an der PH. Damit ich dann noch einmal zwanzig Jahre für die Rente schaffen gehen kann.

Ich hab mal acht Jahre in Frankreich gelebt. Da ist vieles einfacher: die Ganztagsschule und der Ganztagskindergarten. Die Frauen steigen nie aus dem Beruf aus. Die arbeiten einfach immer weiter. Aber ich seh auch immer die Seite der Kinder. Und für die Kinder finde ich es nicht so gut. Die sind halt den ganzen Tag weg. Die Familien sehen sich im Grunde genommen nur am Wochenende und schlagen sich dann regelrecht die Köpfe ein, weil sie nicht gewohnt sind, 24 Stunden nebeneinander zu verbringen.

Außerdem wünsch ich mir noch, dass es adäquaten Wohnraum für Familien gibt. Je mehr Kinder man hat, desto schwieriger ist es, bezahlbare Wohnungen zu finden. Wir müssen zum Beispiel wahnsinnig viel Miete zu zahlen, und unser Vermieter ist, glaube ich, kinderfeindlich eingestellt. Ich such jetzt schon ewig nach einer Möglichkeit, wo ich günstiger wohnen kann, weil, wir wohnen über unsere Verhältnisse. Aber ich find nix.

PROTOKOLL: KIRSTEN KÜPPERS

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