Zahlen fürs zweite Quartal: Commerzbank bleibt tief im Minus

Vorstandschef Blessing präsentiert einen hohen Quartalsverlust und warnt vor Kreditausfällen. Betriebsräte und Gewerkschaftler monieren den massiven Stellenabbau.

Trotz 201 Millionen Euro Verlust im zweiten Quartal sieht Commerzbank-Vorstandschef Blessing das Finanzinstitut wieder im Aufwind. Bild: dpa

FRANKFURT/M. taz | Die Übernahme der Dresdner Bank wird der Commerzbank AG noch lange die Bilanzen verhageln. Der Abbau der Altlasten kommt nur schleppend voran, immerhin hatte die Dresdner Bank kritische Wertpapiere mit einem Marktwert von 26 Milliarden Euro im Depot. Und auch die Kosten für die zum Jahresende 2010 avisierte endgültige Eingliederung in die Neue Commerzbank, wie das Institut dann heißen wird, werden die Ergebnisrechnungen weiter belasten - so wie die am Donnerstag vorgelegte Schlussrechnung für das zweite Quartal des laufenden Geschäftsjahrs.

201 Millionen Euro Verlust im operativen Geschäft habe die Commerzbank in diesem Zeitraum erwirtschaftet, berichtete Vorstandschef Martin Blessing. Weil das aber immerhin 390 Millionen Euro weniger sind als im ersten Quartal, sieht Blessing sein zum Teil verstaatlichtes Geldinstitut wieder im Aufwind: "Wir sind auf dem richtigen Weg, auch wenn 2009 ein schwieriges Jahr bleiben wird." So sei mit Kreditausfällen bei der Investitions-, Konsum- und Immobilienfinanzierung zu rechnen, weil Unternehmen und Privatkunden Schwierigkeiten bekämen, ihre Schulden zu bedienen.

Aber da speziell die Kundeneinlagen bislang auf einen Rekordwert von mehr als 200 Milliarden Euro gestiegen sind, glaubt Blessing sogar, dass die Commerzbank die 5 Milliarden Euro, die sie vom Bankenrettungsfonds des Bundes (Soffin) als Einlage erhalten hat, schon bald zurückgeben kann. Die stillen Beteiligungen des Staates an der Commerzbank dagegen würden wie vereinbart "frühestens in zwei Jahren" zurückgezahlt werden.

Der Bund hält 25 Prozent der Commerzbank-Anteile plus eine Aktie. Das sichert ihm eine Sperrminorität und zwei Sitze im Aufsichtsrat. Das Aktienpaket hat den Steuerzahler 1,8 Milliarden Euro gekostet. Dazu kam noch eine stille Beteiligung in einer Gesamthöhe von 16,4 Milliarden Euro.

Dass der Staat der Commerzbank damit zum Teil auch die enorm belastenden Kosten für die Übernahme der Dresdner Bank mitfinanziert hat, führte schon zu Jahresbeginn zu kritischen Anmerkungen von Wirtschaftsexperten, Politikern und Wettbewerbern.

Betriebsräte und Gewerkschafter monierten zudem, dass nun schon mit Steuergeldern massiver Arbeitsplatzabbau betrieben werde. Insgesamt müssen bei der Neuen Commerzbank bis 2013 weltweit 9.000 Mitarbeiter gehen, davon 6.500 in Deutschland. Ein Sozialplan dazu wurde in dieser Woche von Konzernbetriebsrat und Management beschlossen. Er beinhaltet das Angebot, Abfindungen zu zahlen, Altersteilzeitmodelle und den Verweis auf die "natürliche Fluktuation". Betriebsbedingte Kündigungen seien bis 2012 ausgeschlossen.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.