RFID und Ökologie: Etiketten mit Nebenwirkungen

RFID ist eine Technologie, die als Nachfolger der Barcodes gilt. Die kleinen Chips sind nicht nur datenschutztechnisch bedenklich, sie behindern auch das Recycling von Glas oder Plastik.

RFID-Chips - anstatt Barcodes. Gesehen an Jeans der Firma Karstadt. Bild: dpa

BERLIN taz | Exklusive Parfümflaschen, noble Rasierklingen und Spielzeug aus China tragen sie schon heute: Radio-Frequency-Identifikation-Etiketten, kurz RFID. Per Funk lassen sich die kleinen Chips auslesen - der Clou: Man muss sie hierfür nicht einmal berühren, denn RFID funktioniert über Funk.

Das ist nicht nur datenschutztechnisch bedenklich - RFID verursacht auch viel zusätzlichen Sondermüll. Aufgeklebt auf Flaschen oder Verpackungen, können die RFID-Etiketten die Wiederverwertung von Glas oder Plastik erschweren. Noch werden in Deutschland jährlich nur rund 86 Millionen RFID-Chips verwendet, die meisten davon landen im Restmüll. In zehn Jahren könnte unsere Warenwelt aber ganz anders aussehen: Das Umweltbundesamt rechnet mit über 23 Milliarden Chips, die auf allen möglichen Produkten kleben werden.

"Die Etiketten enthalten Kupfer oder auch Lithium", sagt der Mitautor der Studie, Lorenz Erdmann vom Berliner Institut für Zukunftsstudien und Technologiebewertung (IZT). Würden diese Metalle massenhaft in die Stoffströme eingebracht, werde es schwierig. "Schon geringe Mengen Kupfer etwa verfärben Glas", sagt Lorenz. "Und Lithium macht es brüchig."

Eine Lösung könnte etwa sein, den Aufkleber nicht auf die Flasche direkt, sondern auf die Banderole zu kleben. "Es ist wichtig, die Industrie für das Problem zu sensibilisieren, bevor die Etiketten massenhaft eingesetzt werden", sagt Erdmann. Einer gesetzlichen Vorgabe bedürfe es nicht, sagt Thomas Braun vom Bundesverband Sekundärrohstoffe und Entsorgung. Aber Entsorger und Industrie müssten rechtzeitig Lösungen finden.

Europas größtes Handelshaus, die Metro Group, nutzt RFID bisher vor allem für seine Logistik. Die auf ihm gespeicherten Informationen sind in einer Datenbank hinterlegt und geben Auskunft, wo eine bestellte Ware wann eintrifft, erklärt ein Sprecher. In einem Pilotkaufhaus des Konzerns trage Fleisch RFID-Chips und verrate einer "intelligenten Kühltruhe", wann ein Kotelett entnommen wurde und nachgefüllt werden muss und ob das Haltbarkeitsdatum überschritten wurde. Für einen massenhaften Einsatz seien die Chips noch zu teuer, aber das werde sich ändern.

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