Hauptversammlung bei der HRE: Protest unerwünscht

Bei der Hauptversammlung der Hypo Real Estate denken die Anteilseigner schon an zukünftige Gewinne. Dabei braucht die Bank noch jahrelang Staatshilfen.

Öffenticher Protest wird bei der HRE nicht gerne gesehen: Ein Sicherheitsbeamter versucht, einer geschädigten Anlegerin ein Plakat zu entreißen. Bild: ap

MÜNCHEN taz | Als der Aktionärszorn hervorbricht, posiert Vorstandschef Axel Wieandt auf der Bühne für die Fotografen. Doch die wollen keine Bilder vom strahlenden Sanierer der angeschlagenen Bank Hypo Real Estate machen. Sie drängen sich um eine Frau, die ein gelbes Pappschild in die Höhe reckt: "Gebt meinem behinderten Kind eine Chance. Kein Squeeze Out." Im Blitzlichtgewittert entreißt ihr ein Saalschützer das Schild. Sie habe für ihre Tochter über 100.000 Euro bei der HRE angelegt, die wolle ihr die Bundesregierung nun wegnehmen, klagt die Aktionärin in die Kameras: "Mein Kind hat ein Recht darauf, ab 2012 Gewinne zu erzielen."

Bei der Hauptversammlung der HRE am Donnerstag in München ging es keine zehn Monate nach der Beinahepleite wenig um die Rettung nach der Krise. Die Anleger machen sich stattdessen wieder Sorgen ums Geldverdienen. HRE-Chef Wieandt baut die Bank derzeit radikal um. Ab 2012 möchte er wieder Gewinne erwirtschaften. Die Aktionäre würden da nach den schweren Verlusten gerne mitverdienen.

Dem steht jedoch der Rettungsfonds der Bundesregierung (Soffin) entgegen. Nachdem er die Bank mit Staatsgarantien von 87 Milliarden Euro vorläufig gerettet hat, will er allein über die HRE entscheiden. Bisher gehören ihm 90 Prozent der HRE-Anteile. Die verbliebenen Privataktionäre sollen noch bis zum Ende des Jahres aus dem Unternehmen gedrängt werden.

Dieses anstehende Squeeze-out macht die Aktionäre wütend. "Der alte Vorstand hat das Unternehmen an die Wand gefahren", sagt Daniela Bergdolt von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz. "Die Aktionäre müssen die giftige Suppe auslöffeln." Man habe ihm seine Altersvorsorge genommen, regt sich ein Kleinaktionär auf. "Ich verlange mein Geld zurück."

Ob der Vorstand ein schlechtes Gewissen wegen der anstehenden Enteignung der Aktionäre habe, will einer wissen. "Nein", sagt Wieandt trocken. Der Bund habe auf das Squeeze-out bestanden, die Entscheidung sei "alternativlos". "Die Ausgestaltung des Squeeze-outs fällt in die alleinige Zuständigkeit des Hauptaktionärs."

Die Neuordnung der HRE werde noch Jahre in Anspruch nehmen, erklärt Wieandt. Man sei noch länger auf die Garantien des Bundes angewiesen und brauche vom Staat noch weitere Unterstützungen. Immerhin habe man schon die Ausgaben für Verwaltung um 51 Millionen Euro verringern können, auch durch den Verzicht auf Bonuszahlungen.

Im Bankvorstandsdeutsch klingt das so: "Die Nichtzahlung diskretionärer variabler Vergütung reduzierte den Verwaltungsaufwand." Was Wieandt nicht sagt: Er selbst ließ sich einen großzügigen Einmalbonus von 500.000 Euro genehmigen. Als Aktionärsschützerin Bergdoldt die Zahlung anspricht, schreien einige: "Pfui!"

Sie sei irritiert, dass das Squeeze-out noch nicht auf der Tagesordnung stehe, meint Bergdolt. Das sei eine Sache des Mehrheitsaktionärs, der Bundesregierung, so Wieandt. Die habe bislang keine Zeit für die "umfassende Vorbereitung" gehabt. Wann die dann nötige außerordentliche Hauptversammlung stattfindet, stehe noch nicht fest. Wahrscheinlich im Herbst. Nach der Bundestagswahl.

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