Toxische Papiere in Wirtschaftskrise: Wo stehen deutsche Banken?

Was wird aus den toxischen Papieren, auf denen deutsche Banken noch sitzen? Wie ist es um die Eigenkapitalquoten bestellt? Die taz beantwortet die wichtigsten Fragen.

816 Milliarden Euro an toxischen Papieren lagern in deutschen Banken. Bild: dpa

Toxische Papiere: Laut einer Liste der Bundesanstalt für Finanzaufsicht, die am Wochenende an die Öffentlichkeit gelangte, besaßen deutsche Banken am 26. Februar 2009 insgesamt 816 Milliarden Euro an toxischen Papieren.

Diese Kredite und Wertpapiere befinden sich in problematischen Geschäftsfeldern und dürften noch zu enormen Verlusten führen. Mit Papieren mit einem Nennwert von 268 Milliarden Euro ist die Hypo Real Estate am stärksten betroffen. Auch bei der Commerzbank schlummern Risikopapiere im Wert von 101 Milliarden Euro in der Bilanz. Die Deutsche Bank, die Hypovereinsbank und die Postbank sind weniger betroffen.

Die Bundesregierung plant, die Banken teilweise von diesen Papieren zu befreien. Laut Plänen von Finanzminister Peer Steinbrück werden entweder die toxischen Papiere in eine Zweckgesellschaft ausgegliedert, die unter dem Dach der jeweiligen Bank bleiben soll. Alternativ könnten "neutrale Dritte" den realen Wert der Papiere mit dem Wert, zu dem sie in den Büchern stehen, abgleichen. In jedem Fall soll der Bund eine Garantie für den Wertverlust der ausgelagerten Papiere übernehmen.

Eigenkapital: Banken müssen Eigenkapital als Puffer für eventuelle Verluste bereithalten. Dafür wird die sogenannte Kernkapitalquote berechnet. Die gibt das Verhältnis von Eigenkapital zu möglichen Ausfallrisiken an, die die Bank beispielsweise durch eine Kreditvergabe eingegangen ist.

Vor der Finanzkrise galt eine Kernkapitalquote von mindestens 7 Prozent als ausreichend. Die Commerzbank wie die Deutsche Bank haben eine Kernkapitalquote von über 10 Prozent. Die Commerzbank erreichte dieses Ziel allerdings nur, weil sie 18 Milliarden Euro vom Staat bekam, der seither mit 25 Prozent an der Commerzbank beteiligt ist. Auch die Deutsche Bank verkaufte Ende 2008 Vermögenswerte wie Aktien, um auf eine Quote über 10 Prozent zu kommen.

"Formal sieht so eine Kernkapitalquote gut aus," sagt Martin Faust, Bankenprofessor von der Frankfurt School of Management. Problematisch sei aber, dass nicht alle Risiken, die in die Quote eingingen, adäquat gemessen würden. Betrachte man die gesamte Bilanz, stünden die deutschen Banken deutlich schlechter da.

Geschäftsmodelle: Nachdem jahrelang das Investmentgeschäft der Bereich war, auf den Banken ihr Geschäftsmodell ausrichteten, steigt durch die Krise die Bedeutung des Geschäftes mit Privat- und Firmenkunden. So stieg die Deutsche Bank im September 2008 bei der Postbank ein, die sich auf das Privatkundengeschäft spezialisiert hat. Auch die Commerzbank fokussiert sich auf das Geschäft mit Mittelstand und Privatkunden.

Während aber das Investmentbanking bei der Commerzbank größtenteils eingestellt wird, sieht es die Deutsche Bank weiterhin als Kernbereich. "Das sei die richtige Entscheidung", sagt Faust. Das Investmentbanking sei konjunkturunabhängiger und könne deshalb stabilisierend wirken. Ferner sei die Konkurrenz dort sehr gering, im Gegensatz zum Mittelstandsgeschäft, wohin derzeit alle Banken streben würden. Problematisch sieht Faust die Lage von Hypothekenbanken, die Immobilien finanzieren. Dazu gehören Banken wie die Hypo Real-Estate oder die Aareal-Bank dazu, die bereits Staatshilfen bekommen. "Hypothekenbanken sind ein Auslaufmodell" sagt Faust. Die Finanzierung könne auch von normalen Banken geleistet werden, die Margen seien zu gering.

Auch Banken, die sich auf Vermögensverwaltung spezialisieren, leiden unter der Krise. Deren Kunden investieren weniger und vor allem in einfache und überschaubare Anlagen wie Staatsanleihen, bei denen die Provision von Banken gering ist. Die Privatbank Sal Oppenheim meldete deshalb am Wochenende einen Verlust. Mehrere Vermögensverwaltungsbanken werden gerade verkauft, unter anderem Reuschel und Co. Privatbankiers und die Weberbank.

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