Abschied von der „Liebeserklärung“: Eine liberale Freundschaft

Zeit für einen Abschied von dieser Kolumne. Denn mit der aufflammenden Liebe zwischen Grünen und FDP ist die „Liebeserklärung“ nicht mehr vonnöten.

Roter Herz-Ballon mit grüner Schnur fliegt

Bye bye „Liebeserklärung“ Foto: McPhoto/imago

Die Liebeserklärung war die liberale unter den taz-Kolumnen. War – denn das hier ist die letzte: Wenn nun, wie es den Anschein hat, Grüne und FDP gemeinsam in die Bundesregierung gehen, hat sich das Format erledigt. Es wurde erdacht, um in Abgrenzung zum linken Größenwahn Leistungen des politischen oder gesellschaftlichen Gegners anzuerkennen, also im Grunde das alte Lied vom blinden Huhn, das auch mal ein Korn findet, in zeitgenössischer Form zu singen.

Gewürdigt wurden dementsprechend Personen des als öffentliche Zumutung gelebten Lebens wie Erdoğan, der Primat Danuvius guggenmosi, der immer freier drehende Hubsi Aiwanger oder eben Christian Lindner.

Aber auch Dinge, die für einen dummen oder historisch desavouierten Lebensstil stehen wie das Flugzeugfressi, der Büroarbeitsplatz, die Planwirtschaft oder eben die FDP kamen zu ihrem einmaligen, in Ausnahmefällen wie der IAA auch zweimaligen Recht.

Die Liebeserklärung war ein ironisches Format, erfunden im fernen Frühling 2013, einem Jahr mit Eurokrise und NSA-Enthüllungen und nicht zuletzt mit einer FDP, die bei den Bundestagswahlen im Herbst an der 5-Prozent-Hürde scheiterte, nein, das haben wir uns jetzt weder ausgedacht noch es geplant.

Sanft ins Grab legen

Nun, da wir am Beginn einer wunderbar gesamtliberalen Freundschaft stehen, dem nur noch die Altfarben Schwarz oder Rot an die Seite gestellt werden müssen, würde das eh schon etwas verdrechselte Gedankengebäude der Liebeserklärung eine Drehung nehmen müssen, die es nicht verkraftet. Dazu ist sie zu klein, zu randständig, zu zart. Und lieber wollen wir sie in voller Blüte sanft ins Grab legen, als sie durch Überforderung langsam hässlich werden zu lassen und auszuzehren. Jetzt sind längere Strecken gefragt, es wird komplizierter, den neuen Verhältnissen wird selbst ein ironisch gebrochenes Freund-Feind-Schema nicht mehr gerecht.

Vielmehr wird es darauf ankommen, die vermeintlichen Freunde aufs Korn zu nehmen und zu prüfen, ob sie der guten Sache auch in verantwortlicher Position gerecht werden. Das werden wir an anderer Stelle tun, in der nächsten, neuen Wochenendausgabe der taz, ab dem 9. Oktober und natürlich online. Wir freuen uns darauf – und auf Sie!

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Geboren 1968 in München, seit 2008 Redakteur der taz. Er arbeitet im Ressort taz2: Gesellschaft&Medien und schreibt insbesondere über Italien, Bayern, Antike, Organisierte Kriminalität und Schöne Literatur.

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