Adventskalender (22): Vorläufiges Ende der Durststrecke

Nach Jahren der Dürre hat es 2023 mal wieder gut geregnet in Berlin. Der Boden dankt, das Grundwasser wartet noch auf Nachschub.

Das Bild zeigt Regen, wie er auf einen Tisch fällt

Schon Funny van Dannen wusste: Regen macht uns Spaß, er macht uns alle nass Foto: Britta Pedersen/dpa

Es gibt sie noch, die nicht ganz so schlechten Dinge – auch wenn sie derzeit rar gesät sind. In diesem Advent zaubern wir jeden Tag etwas Meckerfreies aus unserem Kalender. Sei’s politisch, musikalisch, kulinarisch oder – wie heute – etwas nass.

Nicht nur Kleingärtnernde haben es sich in den vergangenen Jahren zur Gewohnheit gemacht, hin und wieder einen sorgenvollen Blick auf den „Dürremonitor“ zu werfen, den das Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ) auf seiner Website betreibt. Die dort abgebildeten Deutschlandkarten prangten zuletzt verlässlich in Tönen von blassem Pink bis zu fast schwarzem Dunkelrot, die für unterschiedlich starke Dürre in den oberen Bodenschichten stehen.

Besonders im sowieso schon trockenen Osten herrschte seit dem heißen Dürrejahr 2018 quasi Dauerdurst in den Erdporen, und Berlin machte da keine Ausnahme. 2021 schien es zwar, als sei die Sequenz extrem niederschlagsarmer Jahre vorbei, aber dann wurde 2022 so todestrocken wie 2018: Bei 355,5 Litern Niederschlag pro Quadratmeter, die etwa in der Dahlemer Wetterstation gemessen wurden, fehlten 40 Prozent zur ohnehin bescheidenen mittleren Jahresmenge von 580 Litern.

Und dann kam 2023: eigentlich ein beschissenes Kriegs- und Krisenjahr, aber wenigstens ein mit Regen gesegnetes. Abgesehen von zwei kürzeren Durststrecken im Mai und September fühlte es sich oft an, als höre es gar nicht mehr auf zu nieseln, tröpfeln oder schütten. Wobei – auch das ein Pluspunkt – die ganz großen „extremen Regenereignisse“ ausblieben, also klassischerweise Sommerunwetter wie das von 2017, bei denen zwar unfassbare Mengen Wasser auf die Stadt herunterrauschen, die in der kurzen Zeit aber von den Böden nur unvollständig aufgenommen werden können.

Entwarnung nur fürs Urstromtal

Da es gerade so aussieht, als würde es bis Silvester fröhlich weiterplätschern, wird die Niederschlagssumme in der ganzen Stadt noch auf deutlich über 700 Liter steigen. Laut Dürremonitor sind die obersten Bodenschichten längst gut durchsotten, und selbst die Grafik für den sogenannten Gesamtboden bis zu 1,80 Metern Tiefe zeigt mittlerweile nur noch ein paar einzelne rötliche Pixel.

Wenn jetzt (man darf ja noch hoffen) ein weiteres solches Jahr folgt, könnte sich sogar das Grundwasser langsam wieder normalisieren, das auf noch tiefer gelegenen Ebenen im Untergrund wabert und essenziell für Berlins Trinkwasserversorgung ist. Bislang gibt es nur für das Urstromtal Entwarnung, das sich entlang der Spree durch die Stadt zieht. Unter den höher gelegenen Flächen Barnim und Teltow herrschen weiterhin Tiefstände. Besonders unter Tempelhof-Schöneberg und Steglitz-Zehlendorf ist es noch viel zu trocken.

Ist es eigentlich naiv, sich über den Regen­segen zu freuen? Muss man nicht regelrecht auf Dürre hoffen, damit auch die letzten Realitätsverweigernden kapieren, was los ist? Muss man nicht: Erstens weiß man noch gar nicht genau, wie sich die steigenden Temperaturen auf die regionale Niederschlagentwicklung auswirken. Und zweitens ist es auch gut, wenn Stadtnatur und Wasserversorgung sich mal wieder ein wenig erholen können. Die nächste Durststrecke kommt bestimmt.

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