Subvention soll verschwinden: Ratskeller-Wein ohne Zehnten

In Bremen wird nicht nur das Vergnügungs-Gewerbe staatlich subventioniert, sondern auch der Ratskeller-Weinhandel – das soll nun beendet werden.

Neben der Landesbankbaustelle ist derzeit auch nicht so gut Wein verkaufen. Bild: Klaus Wolschner

Wer politische Erfolge feiern will, muss langen Atem haben. Im September 2008 hat Ralf Saxe, Wirtschaftspolitiker der Grünen, den Wirtschaftsstaatsrat Heiner Heseler besucht. Thema des Treffens: Der Bremer Ratskeller. Jahrelang hatten die Grünen, die von 1995 bis 2007 Opposition waren, die Subventionen für den staatlichen Weinhandel angeprangert. Verantwortlich ist der Wirtschaftssenator – aber auch die der CDU angehörenden Senatoren aus der Phase der großen Koalition wollten nicht an das Thema heran.

Die Proteste der privaten Weinhändler gegen die staatliche Subventionitis prallten an der CDU ab. 2008 nun regierten die Grünen mit der SPD und der neue Wirtschaftspolitiker Saxe kannte die Klagen seiner Branche gegen die staatlich subventionierte Ratskeller-Konkurrenz sehr gut, er ist im Privatberuf Weinhändler.

Was damals, 2008, besprochen wurde, blieb vertraulich, offenbar waren die Positionen von SPD und Grünen noch weit auseinander. Nun, fünf Jahre später, kann Saxe Erfolg melden: Die Ratskeller-GmbH soll auf die Großmarkt-GmbH verschmolzen werden, die staatlichen Zuschüsse sollen bis zum Jahre 2016 schrittweise auf genau null Euro reduziert werden.

Das ist ein hehres Ziel – auch wenn diese schöne Null darüber hinwegtäuscht, dass der Staat Pensionslasten von rund 60.000 Euro im Jahr übernommen hat. Denn in der Spitze lagen die staatlichen Zuwendungen im Jahre 2002 bei stolzen 632.940 Euro. Nicht nur die Lagerung in dem historischen Gewölbe machte das Ratskeller-Weingeschäft so teuer, sondern auch der Versuch seiner Expansion: Vier staatliche Ratskeller-Filialen hatten die CDU-Wirtschaftssenatoren geplant, flächendeckend vom Weserpark bis zum Haaven Höövt.

Die Idee der staatlichen Hobby-Unternehmer: Aus den Gewinnen der Filialen sollten die Verluste der Zentrale im Rathaus-Keller gedeckt werden. Die Idee floppte, zwei von drei Filialen machten auch Verluste. Pleite ging aber niemand, die CDU-Wirtschaftssenatoren zahlten ohne rot zu werden die Defizite aus der Staatskasse. Einfach schließen konnte man die Filialen damals nicht – der Senat hatte sich in seiner unternehmerischen Weitsicht teilweise an zehnjährige Mietverträge gebunden.

Nun sind die Filialen dicht bis auf die im Weserpark, die keine Verluste macht. Die brauche man, weil Kunden dort gern Weinlieferungen abholen, flunkerte der Senat 2008. Ansonsten gehe es bei dem staatlichen Weingeschäft ausschließlich um die Traditionspflege, also den Ratskeller.

Nun schlägt der Ratskeller dafür, dass er seine Etiketten auf Weinflaschen klebt, ordentlich im Preis auf, rentabel ist das Etiketten-Geschäft dennoch nicht: Die Lagerung im historischen Rathaus-Keller ist teuer. Bisher war das eine heilige Kuh, hing doch das touristische Image daran.

Nun aber soll die Lagerung der Weine ins moderne Hochregallager des Großmarktes verlegt werden, dort kann man auch direkt seine Kisten mit dem PKW abholen, ohne in die Fußgängerzone hinter dem Rathaus fahren zu müssen. Die Begründung für den Weinladen im Weserpark entfällt somit, an einen privaten Händler wird der Weinshop dort dennoch nicht übergeben.

Das Defizit des Ratskeller-Weinhandels macht derzeit rund zehn Prozent der Erlöse aus – 287.000 Euro, so die Prognose für 2013, unter der Regie des Großmarktes soll es auf null in 2016 sinken. Wenn das Ziel bis dahin nicht erreicht wird, müsste der Großmarkt die Differenz ausgleichen – „Parallelvereinbarungen gibt es nicht“, versichert Ressortsprecher Holger Bruns.

Elf Vollzeit-Stellen sollen in den nächsten fünf Jahren wegfallen, allein bei den Personalkosten dürfte die Summe also einzusparen sein. Was von der Tradition übrig bleibt, wenn das 600 Jahre alte Weinlager aufgelöst wird, ist der touristisch vermarktbare Laden im Schoppensteel, dem Durchgang zwischen Rathaus und Liebfrauenkirche.

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