Grüne Woche in Berlin: Bio ist kein großer Renner

Die Dioxinskandale bescheren zwar der Biobranche kurzfristig neue Kunden, doch auf der Grünen Woche sind die Aussteller realistisch. Einen dauerhafter Trend erwarten sie nicht.

Der Dioxinskandal sorgt auf der Grünen Woche nicht für einen Ansturm auf Bio-Lebensmittel. Bild: dpa

Man könnte meinen, angesichts des jüngsten Dioxinskandals ist das Thema Lebensmittelsicherheit und ökologische Landwirtschaft in aller Munde. Und vielfach heißt es auch, vor allem Bioeier und -fleisch fänden derzeit reißenden Absatz. Auf der Grünen Woche, der angeblich weltgrößten Ernährungsmesse, ist vom neuen Bioboom allerdings wenig zu spüren. Wer sich durch die überfüllten Hallen des ICC zur "Biohalle" durchkämpft, kann hier keinen besonders großen Ansturm auf die Stände feststellen. Auch von Dioxin ist fast nirgendwo die Rede.

Nur die Grünen nehmen den Futtermittelskandal als Aufhänger und werben an ihrem Stand für Verbraucherschutz und Agrarwende. Man sei auch überrascht über das geringe Interesse der Messebesucher, erzählt eine Standmitarbeiterin. Nicht mal die Bundesministerin für Ernährung, Ilse Aigner (CSU), habe einen Gang durch die Biohalle gemacht.

Die zwei Damen, die den Bioland-Stand am anderen Ende der Halle betreuen, sehen das anders. "Die Verbraucher sind sehr kritisch und hinterfragen die Produkte. Sie wollen nachvollziehen können, warum unsere Produkte teurer sind, und lassen sich deshalb genau erklären, woher sie kommen oder wie sie verarbeitet werden", sagt eine Mitarbeiterin. Auch seien viele Kunden durch die unterschiedlichen Biosiegel verunsichert. Der Verband Bioland organisiere darum zum Beispiel Besuche zu Demonstrationsbetrieben. So könne man einen Eindruck bekommen, wie ökologischer Landbau funktioniert. Das hätten schon einige mitgemacht, darunter auch Rentnergruppen oder Landwirte aus Polen und Russland, die ihre Betriebe auf Bio umstellen wollen.

Dem derzeit erhöhten Bioeier- und Fleischbedarf "wird sich Bioland aber so kurzfristig nicht anpassen", so die Mitarbeiterin. Der Öko-Anbau-Verband gehe davon aus, dass dies ein vorübergehender Aufschwung ist - wie bislang nach jedem Lebensmittelskandal -, der bald schon wieder abflauen wird.

Die Internationale Grüne Woche 2011 auf dem Messegelände läuft noch bis zum 30. Januar. Sie ist täglich von 10 bis 18 Uhr für Besucher zugänglich. Am kommenden Freitag und Samstag ist die Messe zudem bis 20 Uhr geöffnet.

Die Tageskarte kostet 12 Euro. Ermäßigte Tickets für Schüler und Studenten sind für 8 Euro zu haben. Kinder unter sechs Jahren haben freien Eintritt.

Rund 100.000 Spezialitäten werden von den 1.632 Ausstellern aus 57 Ländern angeboten. Im Rahmenprogramm finden mehr als 300 Konferenzen, Tagungen und Seminare statt. Schwerpunkthemen sind Fragen der Lebensmittelsicherheit nach dem jüngsten Dioxinskandal sowie globale, regionale und lokale Aspekte der Sicherung der Welternährung. (dapd, dpa)

Im Gegensatz dazu glaubt Eberhard Lukesch, Vertreter am Stand des "Vereins für Kontrollierte Alternative Tierhaltungsformen" (KAT), dass immer mehr Konsumenten auf bio umsteigen werden. "Das Interesse an Eiern aus alternativen Haltungsformen ist in den vergangenen Jahren immens gestiegen, und die vermehrten Skandale um Futtermittel werden zu einer weiteren Sensibilisierung der Verbraucher führen", sagt er. Auch die Industrie werde nicht mehr darum herumkommen, auf die Verwendung von Eiern aus Käfighaltung zu verzichten.

Seit Mitte des letzten Jahres, so Lukesch, entwickelt die KAT, die bislang nur Eier aus alternativer Tierhaltung prüft, auch ein Siegel für Eiprodukte. Bald soll auf Süßigkeiten oder Teigwaren wie Nudeln zu erkennen sein, wenn zur Produktion KAT-geprüfte Eier verwendet wurden. Der Süßwarenhersteller Ferrero, erzählt Lukesch ganz stolz, hat bereits seine Teilnahme zugesagt.

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