Thailands Opposition auf Rückzug: Gebete für den Frieden in Bangkok

Vor einer Woche hat die Armee die Proteste der Rothemden in der Hauptstadt gewaltsam beendet. Normalität ist nur scheinbar zurück gekehrt. Opposition desillusioniert

Nach den Protesten: Überreste des Kaufhauses Central World. Bild: dpa

Flehen um Frieden: In Bangkok versammelten sich am Mittwoch tausende Menschen, um für nationale Versöhnung zu beten. Zudem gedachten buddhistische Mönche gemeinsam mit Hindus, Muslimen und Christen der gewaltsamen Niederschlagung der Rothemden-Demonstration durch das Militär vor einer Woche. Insgesamt starben im April und Mai mindestens 88 Menschen, fast 2.000 wurden verletzt. Jetzt hat der Alltag Bangkok wieder eingeholt - scheinbar jedenfalls. Alle hier wissen: Die Krise ist längst nicht vorbei.

Eine nächtliche Ausgangssperre gilt noch bis Ende der Woche. Zudem wurde gegen den früheren, 2006 vom Militär gestürzten Premier Thaksin Shinawatra Haftbefehl wegen der Förderung terroristischer Akte erlassen worden. Thaksin habe die thailändische Opposition zur Gewalt aufgestachelt, so ein Vertreter der Ermittlungsbehörde "Department of Special Investigation".

Diese neuen Vorwürfe dürften Thaksins Anhänger, aus denen sich die Roten mehrheitlich zusammensetzen, noch mehr aufbringen. Denn die meisten hatten wochenlang friedlich gegen die Regierung von Premier Abhisit Vejjajiva und für Neuwahlen demonstriert. "Wir sind weder Terroristen noch Idioten, bloß thailändische Bürger, die ihr Recht verlangen", hatte eine Frau kurz vor dem Anrücken der Armee weinend zur taz gesagt.

Jetzt sind viele Rothemden in ihre Heimatdörfer im Norden und Nordosten zurückgekehrt. Manche sind desillusioniert, andere aber geben sich immer noch kämpferisch. "Wir machen weiter", wurde eine Demonstrantin zitiert, "wir suchen uns neue Anführer." Letzteres ist auch nötig, weil einige der bisherigen Führerriege in Haft sitzen - darunter auch moderate Köpfe.

Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch (HRW) äußerte sich indes angesichts des immer noch geltenden Ausnahmezustands besorgt über das Schicksal inhaftierter Rothemden und mutmaßlicher Sympathisanten. Auch habe das im Zuge des Notstands von der Regierung Mitte April etablierte "Zentrum für die Lösung von Notfallsituationen", kurz CRES, seitdem mehrere hundert Politiker, Geschäftsleute, Aktivisten und Akademiker vorgeladen, denen eine Verwicklung in die Proteste vorgeworfen worden sei, kritisierte HRW. Diejenigen, die verhaftet wurden, müssten entweder unverzüglich vor einem ordentlichen Gericht angeklagt oder freigelassen werden.

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