Kommentar Klimakonferenz: Klimaschutz durch Anpassungsfonds

Auf der Weltklimakonferenz will der Norden anders als der Süden. Recht mit ihren Forderungen haben allerdings sowohl Industrie- als auch Entwicklungsländer.

Selten waren die widerstreitenden Interessen auf einer Weltklimakonferenz so klar erkenntlich wie in Poznan: Die Industrieländer wollen den Ausstoß von Treibhausgasen verringern und so den Klimawandel bremsen. Die Entwicklungsländer hingegen interessieren vor allem Maßnahmen zur Anpassung an die bereits sichtbaren Folgen des Klimawandels.

Die Situation ist festgefahren. So misstraut der Süden dem Norden. Die armen Länder wollen erst über die Reduzierung des CO2-Ausstoßes sprechen, wenn klar ist, dass der Norden sie darin unterstützt, die Folgen der Erderwärmung zu bewältigen. Zugleich ist das Anliegen des Nordens für die Weltrettung unerlässlich: An der Senkung der Kohlendioxidemissionen führt kein Weg vorbei.

Dass nun ein Anpassungsfonds zur Unterstützung der ärmeren Länder eingerichtet werden soll, ist damit ein richtiger Schritt: Er ist das bislang einzige Instrument des Kioto-Protokolls, das Gelder aus dem System heraus generiert. Jeder, der seine Reduktionsverpflichtungen über den "Mechanismus zur grünen Entwicklung" in einem Entwicklungsland erbringen will, zahlt eine zweiprozentige Abgabe in den Anpassungsfonds. Hier verzahnen sich alle Interessen: Wer "mitigation" betreibt, finanziert "adaptation." Deshalb ist es zentral, dass Poznan nach jahrelangen Debatten endlich ermöglicht, dass der Anpassungsfonds ab Januar 2009 tatsächlich in Anspruch genommen werden kann.

Das zweite wichtige Signal auf dem Weg zum nächsten Gipfel in Kopenhagen muss eine Zusage der Industrienationen sein, dem Fonds zukünftig mehr Geld zuzuführen. Denn die Beträge, die das derzeit installierte System zusammensammelt, sind angesichts der Notwendigkeiten lächerlich.

Drittens schließlich braucht die Weltklimadiplomatie die klare Unterstützung von Brüssel. Der Ausgang der heutigen Verhandlungen zum EU-Zertifikatehandel ist entscheidend. Wenn es nämlich nicht einmal in Europa gelingt, einen Interessenausgleich zwischen Ost und West und Nord und Süd zu erreichen, dann wird das weltweit auch nicht gelingen.

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Seit 1998 bei der taz (mit Unterbrechungen), zunächst als Korrespondent in Dresden, dann als Wirtschaftsredakteur mit Schwerpunkt Energie, Klima und Landwirtschaft, heute Autor im Zukunftsressort.

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