Zweite Runde in Ghana: Stichwahl in zwei Wochen

Der Regierungskandidat Nana Akufo-Addo verfehlt mit 49,3 Prozent ganz knapp die absolute Mehrheit. Die Stichwahl findet am 28. Dezember statt.

Der Kandidat der Regierungspartei Nana Akufo-Addo konnte bei der ersten Wahl nur einen knappen Vorsprung behaupten. Bild: ap

LAGOS taz Ghanas Wahlkommission ließ sich Zeit. Sie schöpfte die erlaubten 72 Stunden fast voll aus, um gestern schließlich die Ergebnisse der Präsidentschafts- und Parlamentswahlen vom vergangenen Sonntag bekannt zu geben: Es wird zu einer Stichwahl zwischen dem Präsidentschaftskandidaten der Regierungspartei und der wichtigsten Oppositionspartei kommen. Zudem zeichnet sich ab, dass die Opposition die Mehrheit im Parlament gewonnen hat.

Wie die Stichwahl in drei Wochen ausgehen wird, ist völlig offen. Nana Akufo-Addo von der regierenden New Patriotic Party (NPP) hat in der ersten Runde 49,34 Prozent bekommen, sein wichtigster Konkurrent John Evans Atta-Mills vom oppositionellen "National Democratic Congress" (NDC) liegt mit 47,77 Prozent knapp dahinter. Nun wird es auf die Wahlempfehlung der sechs anderen Mitbewerber ankommen. Zwar hatten sie zusammen nur rund drei Prozent. Aber bei diesem Ergebnis könnte das viel ausmachen.

Dass es so knapp werden würde, hatte die Regierungspartei wohl am wenigsten erwartet. In einer Presseerklärung kurz vor den Wahlen sagte sie sich selbst noch einen klaren Sieg mit einem Vorsprung von 10 bis 15 Prozent voraus. In den vergangenen Monaten hatte die NPP ihre Erfolgsbilanzen und Zukunftsprojekte ungestüm in die Öffentlichkeit getragen. Aber eine steigende Zahl von Ghanaern scheint das Gefühl zu beschleichen, dass die Wirtschaft nicht nachhaltig und breit genug wächst, vielmehr Prestigeprojekte ohne großen Nutzen für die Bevölkerung aufgebauscht werden.

Auch das angesehene Institute for Economic Affairs kritisiert, dass das Wirtschaftswachstum lediglich von einigen wenigen Branchen wie Telekommunikation, Goldabbau, Banken und Großhandel geleistet werde - der Anteil des produzierenden Gewerbes hingegen sei von 14 auf nur noch 8 Prozent des Bruttosozialprodukts gefallen. Von der Landwirtschaft hört man ebenfalls nicht viel, obwohl Ghana der zweitgrößte Kakaoproduzent der Welt ist. Wenn NDC-Kandidat Atta-Mills diese Zweifel kanalisieren kann, könnte er es bei der Stichwahl tatsächlich schaffen, im dritten Anlauf Präsident von Ghana zu werden.

Ursprünglich hatte Ghana mit einem Ergebnis bereits am Montag, spätestens am Dienstag gerechnet. Schon waren Gerüchte hochgekommen, dass sich die Gemüter in beiden Lagern erhitzten. Doch es kam zu keinerlei größeren Zwischenfällen. Und Vorwürfe der Wahlfäschung konnten weder nationale noch internationale Wahlbeobachter bestätigen.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.