Unglück in Russland: Tote bei U-Boot-Testfahrt

Bei einem Unfall auf einem russischen Atom-U-Boot werden mindestens 21 Menschen getötet und 22 verletzt. Ursache des Unglücks soll ein Defekt des Feuerlöschsystems sein.

Das Sinken des Atom-U-Bootes "Kursk" 2000 in der Barentssee war der letzte schwere Unfall. Damals explodierten mehrere Torpedos und rissen 118 Seeleute in den Tod. Bild: ap

Bei einem Unglück auf einem atombetriebenen russischen U-Boot im Pazifischen Ozean kamen am Wochenende mindestens 21 Menschen ums Leben und 22 wurden zum Teil schwer verletzt. Nach vorläufigen Ermittlungen soll das Unglück auf einen Defekt des Feuerlöschsystems zurückzuführen sein, teilte der Sprecher der Admiralität, Igor Dygalow, gestern mit. Demnach sei das automatische Brandschutzsystem in zwei Sektionen des U-Bootes in Bugnähe "unsanktioniert fehlerhaft aktiviert" worden. Der Atomreaktor des U-Boots ist nach offiziellen Angaben von dem Vorfall nicht beeinträchtigt worden.

Inzwischen nahm das Boot wieder Kurs auf die Flottenbasis "Bolschoi kamen" in der Nähe von Wladiwostok. Der russische U-Boot-Zerstörer "Admiral Tributs" hatte zuvor die Verletzten an Bord genommen. Das Atom-U-Boot absolvierte am Sonnabend im Japanischen Meer eine Testfahrt. Das erklärt, warum unter den Toten 14 Zivilpersonen sind. Der 208 Mann starken Besatzung gehörten nur 81 Matrosen an, der Rest waren zivile Mitarbeiter und Experten einer Werft in Komsomolsk am Amur, die diesen Bootstyp herstellt.

Das Brandschutzsystem russischer U-Boote setzt gewöhnlich Chemikalien und Schaum zum Löschen ein, erklärte ein Experte gegenüber RIA-Nowosti. Ein Mittel ist der Halogenkohlenwasserstoff Freon, der auch in Kühlschränken verwendet wird. Das Brandschutzmittel entzieht dem Feuer in kürzester Zeit Sauerstoff. "Wer keine Sauerstoffmaske trägt, setzt sich binnen kurzem einem tödlichen Risiko aus", so der Schiffbauexperte weiter. Im Brandfall schließen sich die Schotten der betroffenen Sektionen automatisch. An Bord des U-Bootes seien 220 Sauerstoffmasken vorhanden gewesen.

Die Leitung der Flotte gab den Namen des Unglücksbootes nicht bekannt. Dygalow teilte nur mit, dass das Boot von der Flotte noch nicht abgenommen worden und eine Übernahme erst Ende des Jahres vorgesehen gewesen sei.

Die Zeitschrift Morskoi Bulletin (Meeres-Bulletin) will unterdessen erfahren haben, dass es sich bei dem Boot um die "Nerpa" handelt. Nach der Nato-Klassifizierung gehört die "Nerpa" zum Typ Akula II, einem Unterseeboot der Angriffsklasse. Überdies sollte das Boot angeblich auf zehn Jahre für 650 Millionen Dollar an Indien vermietet werden. Russische Stellen haben dies bislang dementiert. Mit dem Bau der "Nerpa" war 1991 begonnen worden, die Fertigstellung wurde aber wegen fehlender Mittel im Verteidigungshaushalt jahrlang aufgeschoben.

Die Havarie ist der schwerste Unfall seit dem Sinken des Atom-U-Bootes "Kursk" 2000 in der Barentssee. Damals explodierten mehrere Torpedos und rissen 118 Seeleute in den Tod.

Präsident Dmitri Medwedjew ordnete eine umfassende Untersuchung des Unglücks an. Der Oberkommandierende der Marine Admiral Wladimir Wisozky und Vizeverteidigungsminister Alexander Kolmakow sind auf dem Weg an die Pazifikküste.

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