Nobelpreisträger Yunus in Berlin: Neue Initiative vom "Bankier der Armen"

Nobelpreisträger Muhammad Yunus stellt in Berlin sein Grameen Creative Lab vor. Damit sollen soziale Unternehmer in Europa gefördert werden. An Ideen mangelt es nicht.

Wirbt für Social Business: Nobelpreisträger Yunus. Bild: dpa

BERLIN taz "Die Ideen kommen von den Bedürfnissen." Davon ist Murat Vural überzeugt. Vural, 33, ist türkischstämmiger Deutscher und hat in Castrop-Rauxel den IBFS mitgegründet, den Interkulturellen Bildungs- und Förderungsverein für Schüler und Studenten. Am Wochenende stellte er sein Projekt vor ungewöhnlichem Publikum vor. Beim Vision Summit 2008, einer Konferenz für soziales Unternehmertum an der Berliner Freien Universität, ermutigte Vural seine Zuhörer, Probleme mit Mut und Unternehmergeist anzupacken. Vural und sein Verein begannen erst lokal, Schülerhilfe für benachteiligte Migrantenkinder zu leisten - die Schüler mussten sich verpflichten, später selbst Jüngeren zu helfen. Inzwischen dehnt der Verein seine Arbeit auf das Ruhrgebiet aus.

Murat Vural ist einer von vielen sogenannten Social Entrepreneurs, die sich beim Vision Summit vorstellten und Erfahrungen austauschten. Eines ihrer Vorbilder: der "Bankier der Armen", Muhammad Yunus. Für die Gründung seiner Grameen Bank, einem Institut, das vor 30 Jahren in Bangladesch begann, Mikrokredite vor allem an Frauen zu verteilen, erhielt Yunus 2006 den Friedensnobelpreis. Auf dem Vision Summit warb Yunus für seine Idee des Social Business. Im Unterschied zum Prinzip der Gewinnmaximierung dienten seine Gründungen dem Zweck, soziale und ökologische Probleme zu lösen. So nimmt die Grameen Bank zwar Zinsen (20 Prozent sind üblich), investiert diese allerdings in die Förderung neuer Projekte.

Während Frauen in Bangladesch sonst kaum Zugang zu Kapital haben, können sie über die Grameen Bank nun Arbeitsmaterialien oder Werkzeuge kaufen, um ein eigenes Unternehmen aufzubauen. Die Frauen können meist innerhalb kürzester Zeit ihre Kredite zurückzahlen.

In Berlin verkündete Yunus am Sonntag die Gründung des Grameen Creative Lab. Damit sollen soziale Unternehmer in Deutschland und Europa fördern gefördert werden. "Wenn sich in der jetzigen Krise die Philosophie von Social Business durchsetzen würde, käme eine ganz andere ökonomische Logik zum Tragen", hieß es.

An Ideen mangelt es nicht: Im Foyer der Veranstaltung tummeln sich junge Menschen, die gemeinnützige Web-Plattformen gestartet haben oder Bio-Apfelsaftkonzentrat übers Internet verkaufen. Drei Sozialunternehmer aus Brasilien und Afrika zeichnete Friedensnobelpreisträger Yunus mit dem Vision Award aus. Yunus: "Sie beginnen mit einem konkreten Problem und reagieren einfach darauf."

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