Kommentar Sarkozy in Moskau: Sarkozys weibliche Tugenden

Womit sollte die EU Russland drohen? Tanzen ist da besser.

It takes two to Tango - Tangotanzen kann man nur zu zweit. In Brüssel verwendet man dieses Sprichwort so gerne wie oft. Auch Nicholas Sarkozy scheint sein diplomatisches Handeln im Georgienkonflikt nach dieser Redewendung auszurichten - jedenfalls, wenn er sich mit dem russischen Präsidenten Medwedjew aufs Moskauer Parkett begibt.

Die russischen Gesprächspartner mit Missachtung zu strafen, bis sie ihre Verpflichtungen aus dem Waffenstillstandabkommen der europäischen Interpretation entsprechend erfüllt haben, ist für die EU keine Option. Darin sind sich die 27 EU-Staaten immerhin einig. Die gegenseitige Abhängigkeit als geografische Nachbarn, als Handelspartner und bei Energiegeschäften ist viel zu groß. Die meisten EU-Regierungen sind sogar überzeugt davon, die EU brauche Russland viel dringender als umgekehrt.

Was also bleibt Sarkozy übrig, als Medwedjew zum Tanz zu bitten? Immerhin hat er die argentinische Variante des Tangos gewählt: mal drohend aufstampfen, mal verführerisch lächeln, mal keinen Zentimeter weichen, dann auch wieder der Führung des anderen ein Stück nachgeben. Mit dieser Taktik hat der französische Präsident viel erreicht: zunächst eine Feuerpause nach nur wenigen Tagen Krieg, schließlich am Montag das Moskauer Zugeständnis, dass nun doch 200 EU-Beobachter im Krisengebiet ihre Arbeit tun können. Außerdem soll in Genf am 15. Oktober eine internationale Konferenz stattfinden, die sich mit der Schuldfrage befasst.

Sarkozy hat richtig erkannt, dass das europäische Drohpotenzial gering ist und sparsam eingesetzt werden muss. Zwar kann die EU Russlands Isolation befördern. Schon jetzt ziehen sich immer mehr Unternehmen aus dem als unsicher eingeschätzten russischen Umfeld zurück. Doch die Russen können die Energielieferungen in die EU drosseln und damit der europäischen Wirtschaft weit größeren Schaden zufügen als umgekehrt. Deshalb ist Sarkozys Variante des diplomatischen Tangos gegenüber Moskau derzeit die einzig taugliche Methode. DANIELA WEINGÄRTNER

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