Einkaufsverkehr: Mehr Platz zum Geldausgeben

Die Steglitzer Schlossstraße soll attraktiver und sicherer werden. Die Radfahrer erhalten eine eigene Spur.

Die Konsumtempel sind schon da, Spaß macht das Einkaufserlebnis an der Steglitzer Schlossstraße aber bisher nicht: Autos donnern vorbei, einbiegende Lieferwagen nehmen Radfahrern die Vorfahrt, Baustellen behindern Fußgänger, und unter der Tiburtiusbrücke liegt die Aufenthaltsqualität bei null. Das soll sich in den nächsten Jahren ändern. Bezirksbaustadtrat Uwe Stäglin (SPD) will der Straße ein neues Gesicht und einen "Alleecharakter" geben. Bürgerforderungen nach einer Fußgängerzone und weniger Parkplätzen erteilte er bei der Präsentation der Pläne am Montagabend jedoch eine Absage.

Die Fahrbahnbreite soll künftig einheitlich auf sechs Meter festgelegt werden, die Spuren werden durch einen Mittelstreifen mit Bäumen getrennt. Radfahrer sollen einen sogenannten Angebotsstreifen am Fahrbahnrand erhalten. Zwischen teils verbreitertem Bürgersteig und Radspur können Autos parken und Lieferwagen ausladen.

Radler dürften von der Neuordnung profitieren - werden aber weiterhin auf die Rücksicht der anderen Verkehrsteilnehmer hoffen müssen. "Es wird immer einen Konflikt geben", gab Stäglin zu. "Man darf das Gucken trotz neuer Struktur nicht unterlassen." Radfahrer müssten ebenso achtsam sein wie ausscherende Lieferwagen und einparkende Autos. "Wir haben viele Straßen, in denen dieses System funktioniert."

Die Umbaumaßnahmen sind auf drei Jahre angelegt und kosten mehr als 1,8 Millionen Euro. Laut Stäglin müssen sich die Anlieger nicht daran beteiligen; allerdings hofft der Stadtrat auf Unterstützung aus der Wirtschaft. Die Betreiber des Shopping-Centers Boulevard Berlin etwa sollten die Gehwegsanierung mitfinanzieren. "Wir streben einen städtebaulichen Vertrag an", sagte der Stadtrat.

Der Abschnitt zwischen der S-Bahn-Haltestelle Rathaus Steglitz und dem Walther-Schreiber-Platz lockt Einkaufswillige aus der ganzen Stadt und vor allem auch dem Umland. Drei Zentren entstanden in den letzten Jahren, das Schloss, das Forum Steglitz und das Schlossstraßencenter. Ein viertes ist mit dem Boulevard Berlin auf dem Gelände von Wertheim und Karstadt geplant. Hier sollen auf 70.000 Quadratmetern Einzelhandel, Gastronomie und Dienstleistungen Platz finden - damit würde der Boulevard um die Hälfte größer als das Schloss am Südende der Straße. Zwischen den Einkaufsmagneten haben Kaffee- und andere Ladenketten unterdessen zahlreiche kleine und traditionelle Geschäfte verdrängt.

Möglicherweise würde eine Fußgängerzone die Ladenzeilen zwischen den Shoppingzentren attraktiver machen, und auch Anwohner würden sich über die Beruhigung freuen. Es gibt im Bezirk jedoch keine Mehrheit für den Vorschlag. Nicht einmal auf Tempo 30 konnten sich die Parteien einigen.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.