Proteste in Tschad gegen Frankreich: "Weiße, Kindesentführer"

Tausende Schüler und Studenten demonstrieren in Tschads Hauptstadt Ndjamena gegen Frankreich. Anlass war die Affäre um das Hilfswerk "Arche de Zoé".

Sollten als Darfur-Weisen nach Frankreich gebracht werden: Kinder in Tschad. Bild: ap

NDJAMENA afp/rtr/taz In Tschads Hauptstadt Ndjamena sind am Mittwoch tausende wütende Studenten und Oberschüler auf die Straße gegangen und haben gegen Frankreich demonstriert. Sie übernahmen für mehrere Stunden die Kontrolle über wichtige Hauptstraßen, bewarfen Autos weißer Ausländer mit Steinen und versuchten, die französische Botschaft zu erreichen. "Weiße, Kindesentführer!" schrien die Demonstranten. Die Polizei setzte Tränengas ein, was gewaltsame Auseinandersetzungen zur Folge hatte.

Auslöser ist die Affäre um das französische Hilfswerk "Arche de Zoé", das am 25. Oktober versucht hatte, 103 meist tschadische Kinder aus dem osttschadischen Abéché nach Frankreich zu bringen und sie dort als Darfur-Waisen auszugeben. Die Leitung des Hilfswerks sitzt jetzt in Tschad in Haft und soll dort vor Gericht kommen; mitgereiste Journalisten und Flugpersonal kamen nach Intervention des französischen Staatschefs Nicolas Sarkozy frei und sie wurden von diesem am 4. November persönlich in Ndjamena abgeholt. Zusammen mit Forderungen aus Frankreich, die inhaftierten Franzosen müssten nach Frankreich ausgeliefert werden, hat dies in Tschad Unmut ausgelöst. Ein tschadischer Richter lehnte gestern die Freilassung der verbleibenden sechs Häftlinge auf Kaution ab.

Das UN-Flüchtlingshilfswerk UNHCR berichtete unterdessen, dass aufgrund der Affäre um "Arche de Zoé" in den Kriegsgebieten im Osttschad die Animositäten gegenüber ausländischen Hilfswerken stark zunehmen.

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