Blitzbesuch im Tschad: Sarkozy spielt wieder Rettungsflieger

Der französische Präsident holt Euopäer aus dem Tschad, die wegen der Affäre "Arche de Zoé" inhaftiert waren. Die Opposition in Paris fordert Aufklärung.

Retter Sarkozy. Bild: reuters

PARIS taz Drei französische JournalistInnen und vier spanische Stewardessen sind seit der Nacht zu gestern aus dem Tschad zurück in Europa. Der französische Staatspräsident persönlich hat sie in NDjaména abgeholt. Sechs weitere französische Mitglieder der NGO "Arche de Zoé", alias "Childrens rescue", sowie drei Spanier, einen Belgier und zwei Tschader ließ er zurück. Wegen "versuchter Kindesentführung und Betrug" drohen ihnen Strafen im Tschad, die bis zu lebenslänglicher Zwangsarbeit reichen.

Für Nicolas Sarkozy war es binnen fünf Monaten im Amt die zweite "Rettungsaktion" auf dem afrikanischen Kontinent. Schon im Juli hatte seine Exgattin zusammen mit dem Generalsekretär des Elysée-Palastes bulgarische Krankenschwestern in Libyen abgeholt. Dieses Mal sieht die Angelegenheit deutlich unangenehmer für die französische Spitze aus.

In Pariser Regierungskreisen waren die Aktivitäten der französischen NGO mit dem biblisch klingenden Namen "Arche de Zoé" schon seit Monaten bekannt. Im Sommer waren MitarbeiterInnen der NGO sowohl von der französischen Polizei als auch vom Außenministerium in Paris vorgeladen worden. Sie wurden jeweils vor illegalen Adoptionen gewarnt, mit deren Vorbereitung sie bereits damals begonnen hatten. Dennoch konnte die NGO ihre Aktion ungestört im Tschad organisieren und bekam dabei logistische Unterstützung von französischen Soldaten vor Ort. Mehrfach flogen Mitglieder der Arche de Zoé in französischen Militärmaschinen durch den Tschad. Jetzt verlangt in Paris Oppositions- und PS-Chef François Hollande eine genaue Aufklärung darüber, wie viel das Außenministerium und das Verteidigungsministerium gewusst haben.

SprecherInnen der französischen Opposition bestehen darauf, dass Paris die Auslieferung sämtlicher französischen Staatsangehörigen aus dem Tschad verlangt - unter Berufung auf ein bilaterales juristisches Kooperationsabkommen. Im Tschad versucht hingegen Präsident Idriss Déby das Beste aus der Aktion der Arche de Noé zu schlagen. Seine ersten Vorwürfe gegen die NGO - Pädophilie und Organhandel - hat er inzwischen ad acta gelegt. Einige Tage nachdem der Skandal aufgeflogen war, hat er auch darauf verzichtet, die französischen JournalistInnen und das Flugpersonal so zu behandeln wie die Mitglieder der NGO. Doch er besteht darauf, alle AkteurInnen der Operation im Land zu behalten. "Déby nimmt Sarkozy als Geisel", schreibt die Pariser Tageszeitung Libération.

Die drei JournalistInnen, insbesondere der französische TV-Journalist Marc Garmirian, sind mit neuen Enthüllungen über die Mitglieder der Arche de Zoé aus dem Tschad zurückgekehrt. Aus einem Film von Garmirian geht hervor, daß die NGO die 103 Kinder zwischen ein und zehn Jahren aus dem Grenzgebiet des Tschad zum Sudan mit zahlreichen Lügen aus ihren Familien geholt hat. Unter anderem gaukelte Arche de Zoé den Angehörigen vor, ihre Kinder würden im Tschad eingeschult und Sprachen lernen. Von einem Transport nach Frankreich war gegenüber den Familien der Kinder keine Rede. Eine Filmszene zeigt die verstörten Gesichter von örtlichen MitarbeiterInnen der NGO im Tschad, als sie von dem geplanten Kindertransport nach Frankreich erfahren. "Das geht auf keinen Fall", sagt ein Mitarbeiter im Tschad vor der Kamera zu der NGO.

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