Kein Gipfel zwischen USA und Nordkorea: Andenken an Garnichts

Nach Trumps Absage verscherbelt das Weiße Haus die bereits geprägten Gedenkmünzen. Die gehen offenbar weg wie warme Semmeln.

eine Münze mit den Bildern von Trump und Kim Jong-un

So nah wie auf der Gedenkmünze werden sich die beiden Regierungschefs zunächst nicht kommen Foto: imago/UPI

Sie ist in rot, weiß und blau gehalten und zeigt die vergoldeten Profile von US-Präsident Donald Trump und Nordkoreas „Supreme Leader“ Kim Jong-un: Die sogenannte „Summit Coin“, eigens angefertigt zum Treffen der nord- und südkoreanischen Regierungschefs mit Trump am 12. Juni in Singapur.

Der Onlineshop des Weißen Hauses hatte bereits zuvor in der Produktbeschreibung angekündigt, die Münzen würden in jedem Fall geprägt, auch wenn das Treffen nicht zustande käme. Der Guardian berichtete, einige enttäuschte Kund*innen hätten sofort von ihrem Recht auf Rückerstattung Gebrauch gemacht, als feststand, dass dies der Fall sein würde.

Aber wohin mit den ganzen Gedenkmünzen jetzt, wo Präsident Trump am Donnerstag seine Teilnahme am Gipfeltreffen in Singapur abgesagt hat? Diese Frage mögen sich auch die Mitarbeiter*innen des Onlineshops gestellt haben und versuchen nun mit allen Mitteln, die Münzen schnell loszuwerden. 5 Dollar weniger kosten sie jetzt und werden als „Unique Heirloom of Political History Regardless of Outcome“ angepreist: ein einzigartiges Erbstück politischer Geschichte, unabhängig vom Ausgang – oder Zustandekommen – des Treffens. Auch eine zu diesem Anlass angefertigte Gedenkfigur wird reduziert für 59 statt 85 Dollar angeboten.

Der „Deal of the Day“ scheint tatsächlich anzukommen: Am Freitag konnte der Onlineshop wegen Überlastung des Servers nicht mehr aufgerufen werden. Es scheint, nicht alle wollen ihre Gedenkmünzen wieder loswerden.

Witz für die einen, Andenken für die anderen

Was die Menschen an der Münze begeistert, ist jedoch schwer nachzuvollziehen. Ohnehin fragt man sich bei so manchem Produkt im Onlineshop des Weißen Hauses, wer dafür Geld ausgibt: Massen überteuerter goldener Anhänger, Nachbildungen der Holzeier, die jedes Jahr zur traditionellen “Easter Egg Roll“ angefertigt werden, Strampler für Babys, Golfkleidung, Air-Force-One-Bomberjacken – im White House Gift Shop gibt es so gut wie alles für fanatische „Make America Great Again“-Anhänger und Bewunderer des Weißen Hauses.

Auf Twitter entwickelte sich die nun unnütze Gedenkmünze schnell zum Lacher. User bearbeiteten nach Trumps Absage das Bild der Münze auf originelle Weise und fragten sich, was ihnen die Summit Coin nun noch bringen würde. Für viele bleibt es vermutlich das einzige, was sie an das nicht stattfindende Treffen zwischen den USA und Nordkorea erinnert.

Nach dem jetzigen Hype um die Gedenkmünze wird diese ja vielleicht bald als begehrtes Objekt für viel Geld auf ebay gehandelt. Wenn sich diese Verkaufstaktik bewährt, könnte es ein neues Geschäftsfeld für die Mitarbeiter*innen des White House Gift Shops werden: Souvenirs für nicht stattfindende politische Ereignisse entwerfen. Wie hoch die Nachfrage nach der Gedenkmünze noch wird, hängt aber auch von den weiteren Entscheidungen des wichtigsten Bewohners des Weißen Hauses ab.

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