Tauziehen um Twitter-Übernahme: Besser ohne Musk

Jetzt will der egozentrische Techmilliardär Musk Twitter doch nicht mehr kaufen. Das Gezerre darum schadet allen Beteiligten.

Donald Trump tippt was ins Handy

Elon Musk hätte ihn bei Twitter wieder mitzwitschern lassen: Donald Trump Foto: Alex Brendon/ap

Der Unterhaltungswert kommt schon recht nah an den einer Seifenoper heran: Erst will der US-Milliardär Elon Musk unbedingt Twitter kaufen. Das Unternehmen wehrt sich, und einige Plot-Twists und Volten später, die unter anderem mit der Zahl von Spam- und Fake-Accounts zu tun hatten, ist es genau umgekehrt: Musk will nicht mehr, Twitter droht dafür mit Klage, wenn der Deal seinetwegen platzt.

Am – mutmaßlichen – Ende der Geschichte stehen nun alle als Verlierer da: Elon Musk selbst, hat er doch seinen Ruf als erratischer Egozentriker gefestigt, bei dem sich auch seriöse Be­ob­ach­te­r:in­nen fragen, ob er nicht doch eher in einer Art Paralleluniversum lebt. Aber auch auf das Unternehmen Twitter wirft das Ganze kein gutes Licht, denn nun ist klar, dass die Zustimmung zur Übernahme sich nicht aus der Überzeugung speiste, Musk werde dem Unternehmen guttun, es innovativ und zeitgemäß halten in sich rasant ändernden Zeiten.

Stattdessen ging es wohl schlicht um das attraktive finanzielle Angebot, das Musk letztlich machte. Die Ak­tio­nä­r:in­nen haben ohnehin verloren, nämlich einiges an Geld beziehungsweise ihre Aktien an Wert. Und für die Nut­ze­r:in­nen sind solche Übernahmeschlachten auch kein Gewinn. Schließlich fließt mehr Zeit und Energie in das Gezerre und weniger in die Weiterentwicklung der Plattform.

Nun müsste man schon Musks Gedanken lesen können, um zu wissen, ob das, was er an Absichten kommuniziert, auch seinen tatsächlichen Plänen entspricht. Oder ob es nicht auch beim aktuellen Ich-will-doch-nicht darum geht, den Preis für die Übernahme der Onlineplattform noch ein bisschen weiter zu drücken, was ja durchaus in Musks Sinne wäre.

Denn auch der reichste Mensch der Welt kann einen Kauf dieser Größenordnung nicht mal eben aus Eigenmitteln finanzieren. Dabei dürfte Twitter auf lange Sicht ohne Musk deutlich besser dran sein. Ein Unternehmenseigner, der die Plattform vor allem für eigene politische Zwecke instrumentalisiert – das kann nicht gut gehen.

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schreibt über vernetzte Welten, digitale Wirtschaft und lange Wörter (Datenschutz-Grundverordnung, Plattformökonomie, Nutzungsbedingungen). Manchmal und wenn es die Saison zulässt, auch über alte Apfelsorten. Bevor sie zur taz kam, hat sie unter anderem für den MDR als Multimedia-Redakteurin gearbeitet. Autorin der Kolumne Digitalozän.

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