Renaturierung im Irak: Wie kann ein Sumpfgebiet gesunden?

Die irakischen Sumpfgebiete sind ein reiches Ökosystem – eigentlich. Müll und Trockenheit setzen ihnen zu. Die Biologin Halima Jabbar will helfen.

Ein See verschwindet in drei Schritten auf einer Zeichnung

Wassermangel und Verschmutzung setzen den irakischen Sümpfen zu Foto: Illustration: Lena Merhej

Auf jeden Fall! Die Biologin Halima Jabbar, die an der Universität der irakischen Stadt Basra forscht, ist überzeugt: Es gibt Lösungen, die das Verschwinden der Sümpfe verhindern können – daran arbeitet sie jeden Tag in ihrem Labor.

Ihr Plan in drei Schritten: Erstens – Pflanzen züchten, die eine höhere Toleranz gegenüber Salz haben, das bei der Austrocknung der Böden entsteht. Zweitens – Künstliche Sümpfe anlegen, die kein Süßwasser benötigen. Drittens – Ein Kreislaufsystem entwickeln, in dem organische Abfälle helfen, die Böden wieder fruchtbar zu machen.

„Die Idee dafür hatte ich, als ich das Tor zur meereswissenschaftlichen Fakultät der Universität von Basra passierte. Wie jeden Morgen habe ich mich über die Berge von Abfall geärgert, die dort herumliegen. Ein schmutziges Ödland garniert mit leeren Wasserkanistern. Damals habe ich mich gefragt: Wie schaffe ich es, dass hier wieder ein natürliches Ökosystem entsteht?“

Im Jahr 2020 begann sie mit ihren Forschungen und fand in Sajid Saad Al Nour, Dekan der landwirtschaftlichen Fakultät, einen engagierten Mitstreiter. Eine seiner Ideen: Die großen Mengen an Wasser, die bislang auf dem Gelände einfach versickerten, sinnvoll zu nutzen. „Regnet es, sammeln wir es. Ist es trocken, nutzen wir das gesammelte Wasser“, erklärt er.

In dem künstlichen Sumpf leben Fische und Gänse

Auch die Kultivierung von Pflanzen, die resistent gegen einen höheren Salzgehalt im Boden sind – etwa Gerste oder Aloe vera – schreitet voran. Die Pflanzen werden mit dem Drainagewasser sowie mit Abwasser gegossen.

Nach und nach gelang es den beiden Forschenden so, künstliche Sümpfe anzulegen, in denen sie mit der Zeit auch Tiere wie Fische, Schildkröten und Gänse ansiedelten. Aus einem ehemals vermüllten Stück Land schufen sie so ein gesundes kleines Ökosystem. Das Projekt lässt sich überall dort replizieren, wo es einen kleinen Wasserlauf gibt.

Am Anfang bekam Jabbar organische Abfälle, die sie zum Düngen der Böden braucht – etwa altes Brot – von ihren Kolleginnen und Kollegen aus ihrem Institut. Mittlerweile hat sie eine Kampagne initiiert, die Landfrauen aus dem Umkreis von Basra darüber aufklärt, wie sie ihre Böden mit Biomüll düngen können.

Für Jabbar war es das aber noch lange nicht. Im Gegenteil: Die Biologin hat gerade erst begonnen, ihre Vision in die Tat umzusetzen. „Ich will zeigen, wie wir mit der Kraft unserer Hände unsere Umgebung zu geringen Kosten in ein sauberes Umweltsystem verwandeln können“. Ihr Plan für die Zukunft: Noch mehr verschmutztes Land in sauberes zu verwandeln und es mit salztoleranten Pflanzen zu begrünen.

Nagham Makki Al Ajer, Basra, Irak

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