Deflation in China: Wirtschaftswunder vorerst vorbei

Chinas Wirtschaftskrise ist zum Teil hausgemacht. Das harte Vorgehen gegen Privatunternehmen hat Folgen. Viele Unternehmer schaffen ihr Geld ins Ausland.

Geschlossene Läden in einem Einkaufzentrum.

Geschlossene Läden in einem Einkaufzentrum in Peking im Juli 2023 Foto: Andy Wong/ap

Unberechenbar war Chinas Führung auch vor Xi Jinping. Doch von einem Credo konnte man stets ausgehen: Wirtschaftswachstum hat Vorrang. Daraus ließ sich zumindest ein Stück weit das Handeln der KP-Führung ableiten. Das ist unter Machthaber Xi Jinping anders.

Schon in der Pandemie hatte er gezeigt, dass er mit überzogenen Lockdowns bereit war, der Wirtschaft zu schaden – weil er aus nationalistischen Beweggründen keinen Impfstoff aus dem westlichen Ausland beziehen wollte. Nun ist er aus ideologischen Gründen erneut bereit, der Wirtschaft Schaden zuzufügen.

Während weite Teile der Welt unter steigenden Preisen leiden, ist die zweitgrößte Volkswirtschaft in eine gefährliche Deflation gerutscht. Die geplatzte Immobilienblase und die hohe Verschuldung vieler Privathaushalte sind Gründe für diese wirtschaftliche Misere.

Was sich jedoch ebenfalls auswirkt: Chinas hartes Vorgehen gegen Privatunternehmen nicht zuletzt auch aus dem Ausland. Sie fühlen sich zunehmend gegängelt von Machthaber Xis Bestreben, nicht mehr nur die Menschen und die Politik unter seine Kontrolle zu bringen, sondern auch die Wirtschaft. In Scharen verlassen die Unternehmer das Land und bringen ihr Kapital vor der KP-Führung in Sicherheit.

Dabei hat China wie kaum eine andere Volkswirtschaft vom globalen Handel der vergangenen Jahrzehnte und den vielen Investitionen aus dem Ausland profitiert. Zumindest den Handel mit dem Westen hat Xi nun zum Risikofaktor erklärt. Während die Deutschen über einen Abbau der Abhängigkeiten von China diskutieren, vollzieht Xi eine Entkopplung längst. Bis 2025 soll sein Land in den meisten Technologien unabhängig sein, hat er zum Ziel erklärt. Westliche Unternehmen zu vergraulen, ist Teil davon.

Kurzzeitig mag dieses Vorgehen der Wirtschaft schaden. Das nimmt Xi in Kauf, um autark und damit umso mächtiger auf der Weltbühne agieren zu können. Deutsche Unternehmer sollten sich darauf einstellen, dass es für sie mit dem chinesischen Wachstumsmarkt auf Dauer vorbei ist.

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war von 2012 bis 2019 China-Korrespondent der taz in Peking. Nun ist er in der taz-Zentrale für Weltwirtschaft zuständig. 2011 ist sein erstes Buch erschienen: „Der Gewinner der Krise – was der Westen von China lernen kann“, 2014 sein zweites: "Macht und Moderne. Chinas großer Reformer Deng Xiao-ping. Eine Biographie" - beide erschienen im Rotbuch Verlag.

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