Auswirkungen des Putsches in Niger: Längere Flüge, höhere Preise

Der Putsch in Niger beeinflusst den Flugverkehr zwischen Europa und Afrika. Flüge werden umgeleitet, der Kerosinverbrauch steigt.

ein Air France Flugzeug auf der Startbahn

Zu den betroffenen Fluglinien gehören Air France, British Airways (BA), KLM und Swiss Air Foto: Stephanie Lecocq/reuters

ABUJA/JOHANNESBURG taz | Der Militärputsch in Niger hat Auswirkungen weit über die Landesgrenzen hinaus. Nachdem die Westafrikanische Wirtschaftsgemeinschaft (Ecowas) die Grenzen zu Niger schloss, schloss Niger seinen Luftraum. Dadurch sind Fluglinien betroffen, die zwischen Europa und Afrika südlich der Sahara unterwegs sind.

Manche Flüge mussten abrupt umgeleitet werden, was die Routen laut der Webseite Flightradar um bis zu 1.000 Kilometer verlängert und entsprechend mehr Flugzeit und Kerosin bedeutet. Flugpreise, die seit der Coronapandemie ohnehin gestiegen sind, könnten jetzt weiter angehoben werden müssen.

Zu den betroffenen Fluglinien gehören Air France, British Airways (BA), KLM und Swiss Air. BA bestätigte eine Umleitung der Route London–Johannesburg am Tag der Luftraumsperrung. „Wir haben uns bei den betroffenen Fluggästen entschuldigt“, sagte ein Sprecher.

Air France hat seine Flüge nach Niger suspendiert, ebenso nach Burkina Faso und Mali, wo Militärs regieren, die Nigers Putschisten unterstützen, und wo eine zunehmend antifranzösische Stimmung herrscht. „Infolge des Putsches in Niger und wegen der geopolitischen Lage in der Sahel-Region musste Air France seinen Flugplan nach Niamey (Niger), Bamako (Mali) und Ouagadougou (Burkina Faso) anpassen“, erklärte die Fluglinie. „In Absprache mit den französischen Behörden beobachtet Air France die Entwicklung der geopolitischen Lage in den von seinen Maschinen überflogenen Gebieten ständig. Die Sicherheit unserer Fluggäste und Mitarbeiter bleibt vorrangig.“

Warnungen auch für Libyen, Sudan und weitere Länder

Flugzeuge, die zwischen Europa und Subsahara-Afrika unterwegs sind, meiden bereits die Lufträume von Libyen und Sudan – aus Sicherheitsgründen. Zivile Flüge über Sudan sind seit Kriegsausbruch im April suspendiert, Ende Juli wurde der Luftraum gesperrt. Im benachbarten Südsudan gibt es seit Kriegsausbruch in Sudan keine Luftraumüberwachung mehr ab einer Höhe von 24.500 Fuß (7.467,6 Meter).

In Libyen besteht seit 2014, dem Beginn des Bürgerkriegs zwischen rivalisierenden Machthabern in Ost und West, ein Flugverbot für Fluglinien aus Großbritannien und den USA. Mehrere europäische Länder haben ihren Fluglinien die Nutzung des libyschen Luftraums untersagt. Eine entsprechende Empfehlung der EU-Luftsicherheitsbehörde Euasa ist bis Ende Oktober gültig. „Es besteht ein hohes Risiko absichtlicher und unabsichtlicher Angriffe auf zivile Flüge in allen Flughöhen“, heißt es im Euasa-Bulletin.

Für Tschad, das zwischen Niger im Westen, Libyen im Norden und Sudan im Osten liegt, bestehen Reisewarnungen wegen Kriminalität und Terrorgefahr. In Tschads südlichem Nachbar Zentralafrikanische Republik sollen wegen der schlechten Sicherheitslage möglichst gar keine Flugzeuge landen. Es gibt deutsche und britische Luftraumwarnungen auch für Teile Ägyptens.

Mit der Schließung des Luftraums von Niger sind auch keine Evakuierungen mehr möglich. 1.079 Ausländer, darunter 577 Franzosen und einige Deutsche, waren nach dem Putsch von Frankreichs Militär aus Niger ausgeflogen worden – auf freiwilliger Basis. Wer noch da ist, hat nun keine Ausreisemöglichkeit mehr.

Aus dem Englischen: Dominic Johnson

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.