Ehrerbietungen für Franz Beckenbauer: Franzismen aufs Etikett

In Deutschland gibt es ein unstillbares Verlangen, dem verstorbenen Fußball-Kaiser zu huldigen. Die Sportredaktion hat da ein paar Vorschläge.

Während viele Menschen applaudieren, hält Franz Beckenbauer den Fußball-WM-Pokal in die Höhe.

Er hat es allen gezeigt: Franz Beckenbauer nach der gewonnenen Fußballweltmeisterschaft 1974 Foto: ap/stf

Der Deutsche Golfverband spielt nunmehr jährlich den Franz Cup aus. Maßgeblich in die Bewertung gehen nicht nur Schlagzahl, sondern auch „Anmut und Eleganz der Bewegung“ ein. Ein Kampfgericht aus Größen des Eiskunstlaufs hat sich schon bereit erklärt zu assistieren.

Der Deutsche Olympische Sportbund schreibt: „Durch seine schwebende Eleganz gab es keinen Zweikampf, den er nicht zu vermeiden wusste.“ Ehrenhalber würden deshalb alle Mehrkämpfe, ob modern oder in der Leichtathletik, vorübergehend abgeschafft.

Der Lehrstuhl für Neuzeitliche Ethnologie der FU Berlin verleiht ihm eine nachträgliche Honorarprofessur wegen „weltweit beiläufig kluger Erkenntnistiefe“. Beispiel: „Der Schwede ist kein Holländer, das hat man genau gesehen.“ Vor allem seien Beckenbauers „transkontinentale Betrachtungen“ maßgeblich, etwa: „Wenn man Afrikaner unter Druck setzt, dann machen sie automatisch Fehler.“

Nach dem Krummzehengecko (Cyrtodactylus santana), neu entdeckt im Jahre 2023 in Ost­timor, fanden Forscher jetzt auch sein natürliches Pendant, den Langzehengecko. Zu des Kaisers Ehren wird er „Cyrto­dac­tylus franzensis“ heißen. Beckenbauers Ballkünste sollen einen Grund darin gehabt haben, dass, wie ein Mitspieler mal bemerkte, seine Zehen so lang waren wie anderer Leute Finger.

Die Duden-Redaktion kündigt an, Redewendungen wie „Schau mer mal“ und „Ja mei“ per sofort in die Nachschlagewerke zu übernehmen. Die Gesellschaft für Deutsche Sprache spricht von Franzismen.

Der Franziskanerorden richtet am Obersalzberg eine Beckenbauer-Abtei ein. Die Franziskaner-Brauerei nimmt Beckenbauers Konterfei für mindestens ein Jahr aufs Etikett.

Die Kant-Gesellschaft 1904 e. V. in Bonn lobt den neuen Kaiserorden aus für neuzeitliche Philosophie à la Beckenbauer: „Der Grund für die Niederlage war nicht die Ursache, sondern der Auslöser.“ Ein solcher Satz hätte „unseren Immanuel beglückt“.

DFB-Pokal bleibt DFB-Pokal, wird aber als Der-Franz-Beckenbauer-Pokal ausgeschrieben.

Die Allianz-Arena wird zur Franz-Beckenbauer-Arena, um an den Lehrherrn des kleinen Franz zu erinnern, schließlich hat er bei dem sympathischen Mittelständlerkonzern dereinst eine Ausbildung als Versicherungskaufmann begonnen – und abgeschlossen.

Die Nationalmannschaft aka „Die Mannschaft“ erhält ein neues Label, eine neue Brand: die Beckenbauern.

Der Bundesverband Schwimmbad & Wellness e. V. will jährlich an eines seiner Mitglieder einen Preis für die Lebensleistung im Bereich Poolherstellung vergeben, den Beckenbauer-Award.

Der Zusammenschluss deutscher Eventmanager überlegt ein Zertifizierungsverfahren, um sicherzustellen, dass künftig bei Firmen- und Weihnachtsfeiern ein Rückzugsort zwingend vorgesehen ist, ein sogenannter Beckenbau.

Das Seminar für Allgemeine Rhetorik an der Universität Tübingen will künftig einmal jährlich für sprachlich beeindruckende Analysen die Franz-Schleife vergeben.

Die europäische Zentralbank überlegt, in und neben dem Euroraum eine Parallelwährung einzuführen, die in Deutschland und Österreich als gültiges Zahlungsmittel Verwendung finden kann, den Franzen.

Als geschmacklos hingegen wird allgemein die Initiative von Bäckereien gerade im norddeutschen Raum bewertet, die Franzbrötchen auf den Markt bringen wollen. Die hätte der Franz nicht gewollt.

Der DFB will Franz-Beckenbauer-Kindergärten mit Rasenplätzen für die Nachwuchsförderung eröffnen. Leitspruch der neuen Einrichtung: „Der liebe Gott freut sich über jedes Kind.“

Der DFB hat für seinen Fanshop eine Designerlampe in Auftrag gegeben. Elegant und leichtfüßig soll sie aussehen. Der Name steht bereits fest: die Lichtgestalt.

Der Lebensmittelhersteller Knorr will in Gedenken an seine Werbeikone eine Beckenbauer-Bouillon ins Sortiment aufnehmen.

Das Bundesfinanzministerium will trotz angespannter Finanzlage bei der Steuererklärung von Fußballprofis 2024 über besonders originelle Schummeleien hinwegsehen. Die Bedingungen für die Ausnahmeregel, der sogenannte Beckenbauer-Trick, sollen noch genauer ausformuliert werden.

US-Starschriftsteller Jonathan Franzen erklärt, anstelle einer mehrbändigen Vogelstudie nun eine „mindestens 700 bis 800-seitige“ Beckenbauer-Hagio­grafie zu verfassen.

Die Fußball-Bundesliga verfügt, der obligatorische Pausentee müsse ab sofort durch ein Stamperl Franz-Branntwein ersetzt werden. Es sei ausdrücklich erlaubt, das Elexier zu trinken oder aber aufs malade Waderl zu reiben – zwecks Wunderheilung.

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