Schutz vor Extremwetter: Versicherer für Anpassung ans Klima

Die Erderhitzung führt zu immer mehr Schäden. Vier Ministerpräsidenten mahnen bei Kanzler Olaf Scholz eine Pflichtversicherung gegen Überflutung an.

Gebäude an einem überschwemmten Campingplatz, komplett vom Hochwasser umschlossen, nur die Bäume ragen aus dem Wasser

Versichert? Hochwasser an der Ruhr, hier ein überschwemmter Campingplatz Foto: Jochen Tack/imago

BERLIN taz | Die Versicherungsbranche drängt Länder und Kommunen angesichts der jüngsten Überflutungen in Nord- und Ostdeutschland, mehr für die Vorbeugung von Klimaschäden zu unternehmen. „Das Hochwasser hat gezeigt, dass der Handlungsdruck an die Klimaanpassung steigt“, sagte der Präsident des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) Norbert Rollinger am Donnerstag vor Journalist:innen.

Die Überschwemmungen um die Jahreswende in Bremen, Niedersachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen haben nach Schätzungen des GDV versicherte Schäden von 200 Millionen Euro verursacht. Der Gesamtschaden wird weitaus höher sein, da viele Schäden nicht versichert sind. Schätzungen über die gesamten volkswirtschaftlichen Verluste liegen noch nicht vor. Das Wetterereignis mit starkem Regen sei nicht ungewöhnlich gewesen, sagte GDV-Hauptgeschäftsführer Jörg Asmussen. „Problematisch war es dadurch, dass Deiche und Dämme nicht ausreichend an die Folgen des Klimawandels angepasst waren.“

Ohne mehr Prävention würden sich die Beiträge in der Gebäudeversicherung innerhalb der kommenden zehn Jahre oder früher verdoppeln, sagte GDV-Präsident Rollinger. „Länder und Kommunen müssen angesichts des Klimawandels jetzt handeln.“ Entsprechende Maßnahmen müssten in den Bauordnungen der Länder verankert werden, forderte er. Nötig sei ein Baustopp in gefährdeten Arealen. Jährlich würden noch 1.500 Gebäude in Hochwassergebieten gebaut, sagte er. Außerdem sollte die öffentliche Hand über ein bundesweites Naturgefahrenportal Risiken deutlich machen. „Nur wenn die Gefahren transparent sind, werden die Verantwortlichen Präventionsmaßnahmen umsetzen“, sagte er. Länder wie die Schweiz oder Österreich seien in diesem Punkt weiter.

Aufgrund der fortschreitenden Klimaveränderungen rechnen die Versicherer generell mit steigenden Schäden – die die Branche überfordern könnten. Ihr Vorschlag: Verursacht eine Naturkatastrophe Megaverwüstungen, wollen sie bis zu 30 Milliarden Euro zahlen – den Rest soll der Staat übernehmen

Versicherungsbranche gegen Pflicht

Eine Pflichtversicherung für Hauseigentümer gegen Hochwasser, wie sie von Ver­brau­cher­schüt­ze­r:in­nen und den Bundesländern gefordert wird, lehnt die Branche dagegen ab. Durch eine Pflichtversicherung würde das Interesse an einer Schadenvorbeugung sinken, behauptete Rollinger. Das Problem: Versicherungen kommen bei Überschwemmungen oder Extremregen nur für Schäden auf, wenn die Policen einen speziellen Baustein haben, den sogenannten Elementarschutz. Das ist aber vielen Kun­d:in­nen nicht klar. Nach Angaben des GDV haben bundesweit nur 54 Prozent der Gebäudeversicherungen so einen Zusatz. In Bremen und Niedersachsen sind es sogar nur 32 bis 33 Prozent.

Ist die Versicherungsdichte gering, muss der Staat bei hohen Schäden einspringen. Die Regierungschefs aus Bremen, Niedersachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen fordern in einem Brief an Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) für die Bewältigung der Hochwasserschäden Hilfen vom Bund. Außerdem mahnen sie eine Pflichtversicherung gegen Überflutungen an. Bundesjustizminister Marco Buschmann (FDP) blockiert so eine Lösung bislang. Es sei „sehr bedauerlich, dass die Bundesregierung seit nunmehr fast zwei Jahren der Aufforderung der Ministerpräsidentenkonferenz nicht nachgekommen ist, einen entsprechenden Regelungsvorschlag vorzulegen“, heißt es in dem Schreiben.

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