Mi­gran­t*in­nen bereichern Deutschland: Dankbarkeit statt Nationalhochmut

In Folge der AfD-Pläne gibt es viel Solidarität für Migrant*innen. Es braucht aber mehr als das: die Einsicht, dass wir ihnen unseren Wohlstand verdanken.

Demonstration mit Schildern.

Demonstration gegen rechts in München am 11. Februar Foto: Karl-Josef Hildenbrand/dpa

Bei den vielen erfreulichen Solidaritätsbekundungen gegen den unwürdigen Umgang mit Menschen anderer Abstammung sticht ein Argument heraus: Wir schulden Mitbürgerinnen und Mitbürgern mit ausländischen Wurzeln Anerkennung anstelle von Überheblichkeit.

Das ständige Gejammer über negative Begleiterscheinungen der Zuwanderung ist beschämend. Deutsche haben Wohlstand nicht nur aus eigener Kraft geschaffen und keineswegs, weil uns genetisch mehr Klugheit und Eifer in die Wiege gelegt wurden. Wir sollten auch nicht stolz auf historische Großmannssucht unserer Urahnen in Preußen oder deren Kolonialtrieb sein.

Uns geht es monetär schlicht so gut, weil unter anderem in Pflegeheimen, Krankenhäusern, Gastronomieküchen, bei Abfallentsorgung und Straßenreinigung Menschen mit Migrationshintergrund diejenigen Arbeiten verrichten, für die sich viele Deutsche zu fein sind. Nicht zu vergessen: der Beitrag, den Gast­ar­bei­terinnen und -arbeiter in der Nachkriegswirtschaft geleistet haben. Es gerät allzu oft in Vergessenheit, wie fleißig uns Mitbürgerinnen und Mitbürger unterstützten und unterstützen, fernab ihrer früheren Heimat.

Derweil konnten und können wir uns auf das konzentrieren, was Geld bringt: Wirtschaftsexporte zu guten Konditionen auch in diejenigen Länder, über deren Einwanderer sich allzu viele nun selbstmitleidig beschweren. Uns blieb und bleibt die Zeit zur beruflichen Qualifizierung, während beispielsweise der Abwasch im Restaurant für uns von anderen Landsleuten übernommen wird. Hinter solch „ganzheitlichen Vorteilen“ der Migration für die deutsche Gesellschaft treten einzelne Herausforderungen insgesamt zurück.

Nicht nur ethisch, auch wirtschaftlich ist der richtige Weg die multikulturelle Gesellschaft und nicht der Rückfall in nationale Abgrenzung unter Ausnutzung von wirtschaftlich weniger entwickelten Ländern. Nicht zu vergessen: Zufrieden machen uns Wohlstand und nationale Eitelkeit nicht. Das gute Gefühl der Mitmenschlichkeit tut es dagegen schon.

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ist Rechtsanwalt in Frankfurt am Main und Hochschullehrer an der privaten International School of Management (ISM) in Berlin und Frankfurt.

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