FC Bayern in Personalnot: Alarmierender Schwund

Die Ausfall von Coman überschattet beim FC Bayern das Spiel gegen Köln. Die Häufung der Verletzungen wirft vor dem Spiel gegen Arsenal Fragen auf.

Kölner Spieler beugt sich über den verletzt am Boden liegenden Coman

Schon wieder! Kingsley Coman setzt eine Muskelverletzung außer Gefecht Foto: Tom Weller/dpa

Wenn Kingsley Coman seine Kar­riere beendet oder den FC Bayern verlässt, hat er einen Platz in den Annalen des Vereins sicher. Weil er ein paar wichtige Tor geschossen hat, besonders hervorzuheben wäre der Siegtreffer im Champions-League-Finale gegen Paris Saint-Germain 2020. Aber eben auch, weil er in dieser Ära wohl jener Spieler ist, der am häufigsten verletzt ist.

Laut Statistik hat der Franzose seit seiner Verpflichtung vor neun Jahren 394 Tage gefehlt und 63 Spiele verpasst, nicht wegen einer ganz großen Blessur, sondern es sind viele kleinere oder mittelgroße Verletzungen. Meist haben sie mit der Muskulatur des sprintstarken Coman zu tun. Die Partie am Mittwoch gegen Arsenal London, das Viertelfinalrückspiel in der Champions League, wird er auch verpassen, Nummer 64.

Dass die Muskelverletzung in den rechten Adduktoren, die ­Coman im Bundesligaduell mit dem abstiegs­gefährdeten 1. FC Köln erlitt, am Samstag dominierte – „vieles überschattet“, wie Trainer Thomas Tuchel nach dem nicht ganz souveränen 2:0 zugab –, liegt eben an der viel wichtigeren Partie vier Tage später. Nach dem verpassten Meistertitel und dem frühen Aus im DFB-Pokal fokussieren sich die Münchner nun auf die Champions League. „Das Schöne an der Ausgangslage ist“, sagte Thomas Müller mit Blick auf das 2:2 im Hinspiel gegen Arsenal, „dass der Gewinner weiterkommt. Es gibt kein Taktieren.“

Den Bayern gehen zwar noch nicht die Spieler aus, aber die Alternativen, die Optionen, wenn am Mittwoch im Laufe der Partie neuer Schwung, eine andere Taktik gefragt sein sollte. Coman mag gegen Köln nicht seinen besten Tag gehabt haben, aber vielleicht wäre es noch ein ganz guter geworden, wenn er in der 47. Minute beim Versuch, nach einer Faustabwehr von Marvin Schwäbe an den Ball zu kommen, nicht diesen stechenden Schmerz im Oberschenkel verspürt hätte. Statt aus guter Position aufs Tor und die Bayern vielleicht in Führung zu schießen, sank er mit schmerzverzerrtem Gesicht zu Boden.

Fehlen der Flügelspieler

Das Toreschießen übernahmen dann später Raphaël Guerreiro und Thomas Müller. Zwei Spieler, die wohl erst einmal am Mittwoch nicht für die Startelf geplant waren, nun aber vielleicht doch von Anfang an spielen werden. „Wir brauchen das ganze Paket“, sagte Tuchel. Mit Serge Gnabry, der sich im Hinspiel am vergangenen Dienstag einen Muskelfaserriss zugezogen hat, und Coman fallen nun zwei Flügelspieler sicher aus; der Einsatz des dritten, Leroy Sané (Schambeinentzündung), steht laut Tuchel „in den Sternen“.

Thomas Tuchel zu den vielen Verletzten im Team

„Ich weiß gar nicht, ob es einen Grund gibt“

Thomas Müller kennt die Si­tua­tion. „Es ist in meiner Zeit hier nicht das erste Mal, dass wir Richtung Viertel- und Halbfinale wichtige Spieler verlieren.“ Aber 24 Muskelverletzungen in einer Saison sind auch für eine viel beschäftigte Mannschaft wie den deutschen Rekordmeister außergewöhnlich viel. Tuchel bringt vor allem ins Grübeln, dass es mit Gnabry und Coman wieder einmal zwei Spieler getroffen hat, die gerade erste eine Verletzung auskuriert hatten. „Wir managen die Spielminuten und können es trotzdem nicht verhindern“, sagte er.

„Intern“, versicherte Sportdirektor Christoph Freund, werde darüber diskutiert. Extern hat Fernseh­experte Didi Hamann via Ferndiagnose bereits einen Grund gefunden. „Entweder trainieren die zu viel oder zu wenig. Mein Gefühl ist, dass die zu wenig trainieren. Das habe ich auch gehört“, sagte er bei Sky. Tuchel wollte diesen Verdacht seines Chefkritikers nicht kommentieren.

Schon länger wird aber darüber spekuliert, ob der vor der Saison in der Münchner Arena und auf dem Trainingsgelände verlegte etwas stumpfere Hybridrasen verantwortlich sein könnte. „Ich weiß gar nicht, ob es einen Grund gibt“, sagte Tuchel bereits vor der Partie gegen Köln. „Fakt ist, dass es jedenfalls zu viel ist.“ Und, dass es in einem engen Duell wie dem im Viertelfinale gegen Arsenal entscheidend sein kann.

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