Studie über Kosten des ÖPNV: Geld sparen mit der Verkehrswende

Wenn mehr Leute vom Auto auf den Nahverkehr umsteigen, wäre das nicht nur gut fürs Klima. Es wäre auch billiger – für Staat und Gesellschaft.

Zwei Fahrradfahrerinnen fahren auf einem markierten Fahrradweg.

Weniger Autos, mehr Nah- und Radverkehr: Das wäre nicht nur gut fürs Klima, sondern auch für die Staatskasse Foto: Sabine Gudath/imago

BERLIN taz | Wenn in Deutschland 10 Prozent des Autoverkehrs auf öffentliche Verkehrsmittel verlagert würden, ließen sich jährlich rund 19 Milliarden Euro und 5,8 Millionen Tonnen CO2-Ausstoß einsparen. Das hat eine Untersuchung des Forums Ökologisch-Soziale Marktwirtschaft (FÖS) ergeben, die am Montag veröffentlicht wurde.

Die Klima-Allianz Deutschland, die Arbeiterwohlfahrt (AWO) und der ökologische Verkehrsclub Deutschland (VCD) haben die Studie in Auftrag gegeben. „Mit der Verlagerung vom Auto auf die Öffentlichen entlasten wir die Umwelt, das Klima und die Gesellschaft von hohen Folgekosten“ erklärt Alexander Kaas Elias, Sprecher des VCD.

Für einzelne Personen sei das Auto teurer als der öffentliche Verkehr, gerade seit Einführung des Deutschlandtickets, schreiben die Au­to­r:in­nen – zumindest wenn nicht viele weite oder im Ausland liegende Strecken zurückgelegt werden. Gegenüber den 49 Euro für das Deutschlandticket koste die Nutzung des Autos zwischen 190 und 960 Euro im Monat. Kaas Elias vom VCD fordert daher, „das 49-Euro-Ticket dauerhaft zu sichern und zu verbessern“.

Auch für die Gesellschaft verursache der Individualverkehr hohe externe Kosten von jährlich etwa 104 Milliarden Euro. Sie entstünden besonders durch Unfälle, Abgase und Lärm und Klima- und Naturschäden. Nur etwa 45 Prozent dieser Kosten würden durch Einnahmen aus Kfz-Steuer und -Versicherung, CO2-Bepreisung und Energiesteuer gedeckt. Den Rest trage die Gesellschaft, sagen die Au­to­r:in­nen der Studie – auch ärmere Menschen, die oft wenig dazu beitragen, dass diese Kosten überhaupt entstehen. Gleichzeitig seien ärmere Haushalte häufig besonders von den Folgen des Autoverkehrs wie der Lärm- und Feinstaubbelastung betroffen, weil sie zum Beispiel an großen Straßen leben.

Mehr Personal im öffentlichen Verkehr

Um 10 Prozent des Individualverkehrs in den öffentlichen Verkehr zu verlagern, müsse der öffentliche Verkehr ausgebaut werden, schreiben die Wis­sen­schaft­le­r:in­nen des FÖS, es brauche mehr Personal und Fahrzeuge. Die Kosteneinsparungen durch die Verlagerung könnten aber einen Großteil der zusätzlichen Investitionen decken, mehr noch: „Die Einsparungen durch die Verlagerung könnten den zusätzlichen Investitionsbedarf überkompensieren.“

Ein Punktdiagramm, das zeigt, dass das Interesse an E-Autos nachlässt

Neuer Tiefstwert: Laut dem aktuellen Mobilitätsmonitor ziehen nur 17 Prozent der Befragten in Betracht, sich ein E-Auto zuzulegen Infografik: IFD-Allensbach

Dass den Menschen in Deutschland Klimaschutz weiterhin wichtig ist, ergab auch der Mobilitätsmonitor 2024. Den veröffentlichte die Deutsche Akademie der Technikwissenschaften acatech ebenfalls am Montag, erstellt wurde er vom Institut für Demoskopie Allensbach (IFD).

Allerdings sind laut dem Monitor weniger Menschen als in den Vorjahren der Ansicht, dass Maßnahmen im Energie- und Mobilitätssektor einen Beitrag zu mehr Klimaschutz leisten können. Vor allem E-Fahrzeuge kämpften mit Vorbehalten, heißt es in der IFD-Untersuchung. „Viele Menschen in Deutschland benötigen beim Thema E-Mobilität noch weitere Informationen“, sagt deshalb acatech-Präsident Thomas Weber.

Dabei zeigt die aktuell vom ADAC herausgegebene Pannenstatistik, dass E-Autos weniger pannenanfällig sind als Pkws mit Benzin- oder Dieselantrieb. Bei Fahrzeugen mit Erstzulassung im Jahr 2020 traten 1,9 Pannen weniger pro Tausend Fahrzeugen auf als bei Verbrennern.

Mitarbeit: Nanja Boenisch

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