Kampf gegen Militärregime in Myanmar: Rebellen ziehen wieder ab

Anfang April eroberten die gegen die Militärjunta in Myanmar kämpfenden Rebellen die Grenzstadt Myawaddy. Nun zogen sie sich wieder zurück.

KNLA-Rebellen fahren fahren am 15. April in einem Pickup an einem Haus in Myawaddy vorbei , das durch einen Luftangriff des Militärs zertört wurde

KNLA-Rebellen fahren am 15. April an einem Haus in Myawaddy vorbei, das durch einen Luftangriff des Militärs zertört wurde Foto: Athit Perawongmetha/Reuters

BERLIN taz | Im Südosten Myanmars hat sich die Rebellenstreitmacht der Karen National Liberation Army (KNLA) und der Miliz der Volksverteidigungskräfte (PDF) aus der wichtigen Grenzstadt Myawaddy wieder zurückgezogen.

Das berichteten übereinstimmend die Nachrichtenagentur Reuters unter Berufung auf einen KNLA-Sprecher und die Agentur AFP mit einem Sprecher des Militärs als Quelle. Der Rebellensprecher nannte den Rückzug „vorübergehend“. Bereits am Dienstag soll es in der Stadt nach Angabe von Bewohnern wieder relativ ruhig gewesen sein.

Myawaddy war erst am 10. April von den Rebellen erobert worden. Es war der bisher symbolisch wichtigste Sieg der antidiktatorischen Rebellenallianz seit Beginn ihrer Offensive Ende Oktober. Zwar haben die gegen das Militär vereinten Rebellengruppen in den letzten Monaten schon Grenzorte und -posten zu China, Indien und Bangladesch eingenommen. Doch die Stadt Myawaddy mit 60.000 Einwohnern ist der wichtigste und vom Handelsvolumen größte Grenz­ort zu Thailand.

Auf der thailändischen Seite des Grenzflusses Moei leben schon seit Jahrzehnten Zehntausende Flüchtlinge aus Myanmar. Der Verlust Myawaddys verstärkte den Eindruck, dass die seit dem Putsch vom 1. Februar 2021 herrschende Militärjunta zunehmend die Kontrolle verliert.

Bitterer Widerstand letzter Soldaten

Doch hatten sich nach der Einnahme Myawaddys durch die Rebellen noch 200 Soldaten nahe der 2. Thai-Myanmar-Freundschaftsbrücke verschanzt. Den Rebellen gelang es weder, die Soldaten zur Aufgabe zu bewegen, noch ihren Widerstand zu brechen.

Stattdessen gelang dem Militär mit einer in einem Medienbericht auf 1.000 Soldaten geschätzten Verstärkung den Belagerten zu helfen. Das Onlinemedium Irrawaddy zitierte einen Rebellenkämpfer mit den Worten: „Sie kommen von allen Seiten mit wohl eintausend Soldaten.“

In den Hinterhalten der Rebellen starben zahlreiche Soldaten, darunter der Kommandeur der 44. Division. Im Internet kursierende Videos, die den Rebellen zugeschrieben werden, zeigen brennende und zerstörte Militärfahrzeuge. Einige verwundete Militärs wurde in einem Krankenhaus in der thailändischen Grenzstadt Mae Sot aufgenommen. Über Rebellenverluste gibt es keine Angaben.

Am Wochenende hatte es mehrere Luftangriffe auf Myawaddy gegeben. In einem Bericht des Irrawaddy war von 130 abgeworfenen Bomben die Rede. 3.000 Zivilisten flohen am Wochenende über den Moie und die beiden Brücken nach Thailand.

Unklare Rolle von Milizgruppe

Unklar bei Myawaddys Rückeroberung ist die Rolle der Karen Boarder Guard Force (BGF). Die ethnische Splittergruppe steht in Konkurrenz zur KNLA, dem bewaffneten Arm der Karen National Union (KNU), Myanmars ältester ethnischer Widerstandsgruppe.

Das Militär hat es früher stets verstanden, von den Rebellen dissidente Gruppen abzuspalten und zu kooptieren. Sie durften ihre Waffen behalten, die sie dann oft gegen ihre früheren Kameraden richteten und machten wie die BGF der Karen als sogenannte Grenzschutztruppen oft gute Schmuggel- und Casinogeschäfte.

Die Karen BGF in Myawaddy hatte ihr Bündnis mit der Militärjunta im Januar aufgekündigt, sich aber auch nicht der KNLA angeschlosse. Auf deren Seite werde gerätselt, wie es dem Militär gelungen sei, seine Verstärkung nach Myawaddy zu bekommen, schrieb der BBC-Südostasien-Korrespondent Jonathan Head auf X. „Die KNLA vermutet, dass sie von BGF-Truppen in der Stadt verraten wurde.“

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