BUND Klein­ge­wäs­ser-Report 2023: Das Schweigen der Frösche

Viele Tümpel und Teiche trocknen aus, bedrohte Tierarten wie Amphibien verlieren ihre Lebensräume. Die Bezirke müssen gegensteuern, fordert der BUND.

Zwei Teichfrösche (Pelophylax esculentus) versuchen sich am Montag (24.05.2010) bei strahlendem Sonnenschein in einem Teich im Luisenpark in Mannheim zu paaren.

Teichfrösche, wie diese beiden Mannheimer Exemplare, sind mittlerweile selten in Berlin Foto: dpa

Den Berliner Kaulquappen geht es gar nicht gut. Denn es steht schlecht um die kleinen Tümpel und Teiche der Hauptstadt. Zu diesem Schluss kommt der am Donnerstag vor­ge­stell­te Klein­ge­wäs­ser-Report des BUND Berlin. Das alarmierende Ergebnis: Jedes zweite Kleingewässer ist von von Wassermangel bis hin zum Trockenfallen bedroht. Den kleinen Teichbewohnern fehlt dadurch der Lebensraum, um sich zu quakenden Fröschen zu entwickeln.

Während des letzten Sommers hat der BUND Berlin in den Bezirken Charlottenburg-Wilmersdorf, Marzahn-Hellersdorf und Pankow insgesamt 157 Kleingewässer untersucht. Nur noch zwei von fünf Gewässern bieten einen guten Lebensraum für Bergmolche, Teichfrösche und andere Amphibien. Doch nicht nur für die Amphibien seien die Kleingewässer von Bedeutung, erklärt Pressesprecherin Carmen Schultze. „Das Mikroklima ist gerade in bebauten Gebieten durch diese Ökosysteme viel besser. Und die Artenvielfalt ist höher“, erklärt sie.

Für über die Hälfte der untersuchten Gewässer sind die Bezirksämter und deren Straßen- und Grünflächenämter zuständig. Doch nicht immer ist klar, welches Amt für die Pflege verantwortlich ist – so streiten etwa bei fünf untersuchten ausgetrockneten Pfuhlen die Bezirke mit den Forstämtern darüber, wer für die Wiederherstellung der Biotope überhaupt zuständig ist.

„Sumpfstadt Berlin“

In Pankow funktioniert die Erhaltung der Gewässer im Vergleich zu den beiden anderen untersuchten Bezirken noch am besten. Das liege aber auch daran, dass in Pankow insgesamt weniger Gewässer liegen als im großen Marzahn-Hellersdorf, erklärt Schultze. Dort sind dann auch mehr Geld und mehr Personal nötig, welches das Schilf zurückschneidet, die Teiche entschlammt und neue Vegetation in den Uferzonen pflanzen kann. In Marzahn-Hellersdorf steht es am schlechtesten um die Kleingewässer. Dort weisen 60 Prozent Anzeichen von Verlandung, Röhrichtdominanz oder Verbuschung auf – Indikatoren für bedrohte Kleingewässer.

Doch wie konnte es überhaupt zur kritischen Lage der Teiche und Tümpel in Berlin kommen? Seit seiner Gründung galt Berlin als „Sumpfstadt“. Im Laufe der Zeit errichteten Sied­le­r:in­nen erste Dämme und entwässerten die sandigen Böden. Auch heute noch werden für viele Neubaugebiete Böden trockengelegt – der Grundwasserspiegel sinkt. Dazu kommt der Regenmangel infolge des Klimawandels, der die Verlandung von Kleingewässern begünstigt.

Berlin will heute nicht zurück zur Sumpfstadt. „Schwammstadt“ heißt das ausgerufene Ziel. Durch das neue Konzept soll der Regen, wenn er dann fällt, nicht über den Rinnstein in die Kanalisation fließen, sondern an Ort und Stelle versickern, verdunsten oder gespeichert werden. Dadurch gelangen nicht mehr so viele Schadstoffe von der Straße in die Seen. Die „Schwammstadt“ käme also auch den Tümpeln und Teichen zugute.

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