Bau von Turnhallen in Berlin: Erster? Zweiter? Letzter!

Beim Sport geht es um Leistung, beim Bau von Sporthallen darum, irgendwie irgendwann überhaupt ans Ziel zu kommen. Ein trauriges Beispiel aus Pankow.

Ein Ball liegt in einer Turnhalle

Bis in Pankow gespielt wird, dauert es noch ne Weile Foto: dpa

BERLIN taz | Beim Sport gilt – auch wenn manche das bedauern – das Leistungsprinzip. Wer höher, schneller, weiter kommt, gewinnt und erhält den meisten Ruhm; soziale Kompetenz ist eher nebensächlich. Ähnlich verhält es sich in der Politik. Auch das kann man kritisieren, schließlich spielt Fairness dort bekanntlich keine übermäßige Rolle, und die Vergangenheit hat hinlänglich gezeigt, dass nicht immer die oder der Beste siegt. Was unter anderem daran liegt, dass im Wahlkampf nicht unbedingt das zählt, was erreicht wurde, sondern das, was gefordert oder versprochen wird.

Dabei lässt ein objektiver Blick auf die Leistungen durchaus Rückschlüsse zu. Eine beliebte Po­li­ti­ke­r*in­nen­dis­zi­plin in Berlin ist „Bauen“ oder auch als Dreikampf Marke SPD: „Bauen, Bauen, Bauen“. Gemessen werden vor allem Zeit und Ertrag, sprich: die Menge von Wohnungen, Schulen, Windrädern, etc. Dabei liegt die Messlatte niedrig in dieser von Verzögerungen gebeutelten Stadt, schließlich dauerte schon der Bau eines Flughafens 15 Jahre, und neue Wohngebiete nur zu erschließen gilt als emotionales und zeitliches Mammutprojekt.

Und doch gibt es immer wieder Projekte, die einen ernsthaft zweifeln lassen, ob die Politik tatsächlich auf Sieg spielt. So plant der Bezirk Pankow bereits seit 2012 den Bau einer Turnhalle an der Dietrich-Bonhoeffer-Straße in Prenzlauer Berg, auch um Sportunterricht im nahe gelegenen Felix-Mendelssohn-Bartholdy-Gymnasium bei schlechtem Wetter zu ermöglichen. Aber man ahnt es schon: Elf Jahre später ist der Bau noch immer nicht abgeschlossen.

Die Kosten für die Halle haben sich fast verdoppelt

Denn auch wenn die Halle von außen weitgehend fertig wirkt, teilt das Bezirksamt auf Anfrage mit: „Nach unserem derzeitigen Kenntnisstand wird die Fertigstellung frühestens im vierten Quartal 2023 erfolgen.“

Eher unsportlich war schon die ursprünglich vorgesehene Bauzeit von laut Bezirksamt 30 Monaten – wenn man bedenkt, dass so manche Menschen in dieser Zeit im Berliner Umland locker eine Fabrik für Elektroautos hinstellen. Und natürlich hat die Verzögerung ihren Preis für die Steuerzahler*innen: 2015 noch war der Bezirk von Kosten in Höhe von 10,9 Millionen Euro ausgegangen. Inzwischen sind sie mit 19,8 Millionen Euro fast doppelt so hoch.

Erst kein Glück, dann auch noch Pech

Die Gründe, warum sich alles verzögert, lassen sich – glaubt man dem Bezirksamt – prima mit dem alten Fußballerspruch erläutern, dass man erst kein Glück hatte und dann auch noch Pech dazukam. 2017 war Baustart, dann kündigte bald das Rohbauunternehmen den Vertrag, ein Jahr lang ging nichts. Die Pandemie und der Ukrainekrieg hätten für weitere Verzögerungen gesorgt, etwa durch Engpässe bei Materiallieferungen.

Man bedauere die Verzögerungen, heißt es beim Bezirks­amt. Aber die Turnhalle an der Bonhoeffer-Straße sei nicht der einzige Aspirant auf einen Titel im Wettstreit um den langwierigsten Bau: „Verzögerungen und Preissteigerungen sind leider auch bei anderen Bauvorhaben festzustellen. Das betrifft nicht nur den Bezirk Pankow.“

Da fällt es wirklich schwer, sportlich zu bleiben

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