Behandlung von Magersucht: Magic Mushrooms als Therapiehilfe

Halluzinogene Pilze könnten die Behandlung von Magersucht unterstützen. Die genaue Wirkung von Psilocybin ist aber noch nicht geklärt.

Eine sehr dünne junge Frau legt sich die Hände an die Taille

Magersucht ist eine lebensgefährliche Krankheit Foto: imago

Die Essstörung Anorexia nervosa, auch Magersucht genannt, ist eine lebensgefährliche Krankheit. Betroffene leben meist mit einem verzerrten eigenen Körperbild und halten sich selbst mit starker Unterernährung für zu dick. Nur weniger als die Hälfte der Pa­ti­en­t:in­nen werden nach Schätzungen wieder gesund und etwa 20 Prozent der anorektischen Pa­ti­en­t:in­nen entwickeln einen chronischen Verlauf. Bisher gibt es keine verlässlichen Behandlungsmethoden und zugelassenen Medikamente.

Studien zur Therapie von Zwangsstörungen und anderen psychischen Erkrankungen wie Depressionen zeigen jedoch, dass halluzinogene Wirkstoffe wie Psilocybin positive Effekte auf Betroffene haben können. Psilocybin ist ein Stoff, den man in halluzinogenen Pilzen, also Magic Mushrooms, findet. For­sche­r:in­nen von der University of California untersuchen nun die Wirkung von Psilocybin auf Pa­ti­en­t:in­nen mit Magersucht.

Die Studie

Die Wis­sen­schaft­le­r:in­nen untersuchten in der im Fachmagazin Nature Magazine erschienenen Studie zuerst, ob Psilocybin für Betroffene überhaupt verträglich ist. Dafür rekrutierten die For­sche­r:in­nen zehn erwachsene weibliche Teilnehmerinnen, an denen sie die Wirkung von 25 Milligramm synthetischem Psilocybin in Verbindung mit psychologischen Beratungsgesprächen testeten.

Sie bewerteten die Behandlung als sicher, alle Nebenwirkungen traten leicht und kurzzeitig auf. Zwei Teilnehmerinnen entwickelten eine Unterzuckerung, die innerhalb von einem Tag abklang. In den Nachgesprächen innerhalb der ersten drei Monate stellte sich heraus, dass es bei vier der zehn Frauen zu einer deutlichen Verbesserung ihrer Essstörung gekommen war. Bestimmte Verhaltensmuster, die mit einer Essstörung einhergehen, verbesserten sich in soweit, als sie sich dem Verhalten von Menschen ohne Essstörung näherten.

Vieles in der Forschung deutet darauf hin, dass Betroffene von Anorexie und anderen Essstörungen eine genetisch veränderte Serotonin-Funktion im Gehirn haben. Der Neurotransmitter Serotonin ist ein wichtiger Botenstoff im Körper. Serotonin reguliert Stimmung, Appetit, Schlaf und soziales Verhalten. Psilocybin kann eine Veränderung der Serotonin-Funktion bewirken. Im Gegensatz zu anderen Medikamenten, die eine wiederholte Verabreichung erfordern, kann eine einzige Psilocybin-Dosis zu schnellen und dauerhaften synaptischen Anpassungen führen, die das Potenzial haben, die Symptome zu verbessern.

Was bringt’s?

Die Ergebnisse der Studie klingen vielversprechend, die genaue Wirkung von Psilocybin auf Betroffene ist damit jedoch nicht abschließend geklärt. Und Vorsicht: Man sollte jetzt nicht anfangen, sich mit Pilzen vom Schwarzmarkt selbst zu behandeln. Magic Mushrooms sind schwer zu dosieren und können Psychosen hervorrufen. Wer sie mit therapeutischer Absicht konsumiert, sollte das unbedingt psychologisch begleiten lassen.

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