Bündnis für Kunst in Tempelhof: Alle wollen die Halle

Das „Transformationsbündnis THF“ streitet für Atelierräume in den Tempelhofer Hangars. Am Dienstagabend war schon mal symbolische Schlüsselübergabe.

Französische Kunst in Berlin: Aktuelle Ausstellung in der Kunsthalle Berlin Foto: picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild | Jens Kalaene

Feierliches Querflötengesäusel erklingt am Dienstagabend auf dem Tempelhofer Feld vor den Hangars 2 und 3: Mit der eigenwilligen musikalischen Untermalung inszeniert ein neues „Trans­formationsbündnis THF“ hier eine Art symbolische Schlüsselübergabe.

Eine „Halle für Alle“ fordert das Bündnis, das sich aus freien Kulturschaffenden, Geflüchteteninitiativen und Nach­hal­tig­keits­ak­teu­r*in­nen zusammensetzt. Ein verkleideter Mensch mit Maske überreicht einen riesigen goldenen Schlüssel aus Pappmaché einer anderen Person, die das Land Berlin darstellen soll.

Der Verkleidete mit der Maske, die eine gar nicht so nette Grimasse zieht, soll den Bonner Kulturmanager Walter Smerling darstellen – die Reizfigur schlechthin für das Bündnis. Smerling hatte die beiden Hangars mietfrei vom damals noch rot-rot-grünen Senat zur Verfügung gestellt bekommen. Das wiederum hatte zu einem kollektiven Aufschrei der alternativen Berliner Kunstszene geführt. Seit Jahren kämpfen viele Künst­le­r*in­nen um knappe Atelierräume, die Gewerbemieten gerade in der Innenstadt sind für die meisten kaum noch erschwinglich.

Die 10.000 Quadratmeter Fläche der beiden Hangars könnten mit staatlicher Förderung natürlich diesem Zweck dienen und vielen Menschen freien Raum für ihre Kreativität ermöglichen. Doch dass stattdessen einem Bonner Kunstmäzen die Halle mietfrei überlassen wurde und dann auch noch der Name „Kunsthalle Berlin“ eine freibenutzbare Fläche für die Berliner Künst­le­r*in­nen suggerierte, brachte die freie Szene gegen sich auf.

Stählerne Rippen

Trotz Smerlings Versprechen, Berliner Kunst zu fördern, steht seit Beginn des Jahres in der „Kunsthalle“ eine Ausstellung des renommierten französischen Künstlers Bernar Venet. Seine massiven Skulpturen liegen und stehen verstreut in den Hangars, wie riesige stählerne Rippen.

Mit dem Transformationsbündnis hat Smerling allerdings einen hartnäckigen Gegner – und sie wittern ihre Chance. Obwohl die Ausstellung von Venet zwei Jahre laufen sollte, endet sie nun bereits nach vier Monaten. Weitere Projekte seien nicht geplant, hatte eine Sprecherin der Kunsthalle gesagt.

Mit ihrer „Halle für Alle“ fordert das Bündnis die Verwandlung der insgesamt 300.000 Quadratmeter des kompletten Flughafengebäudes in ein Zentrum für die Entwicklung der alternativen Kunstszene Berlins mit mietfreien Atelier- und Proberäumen. Auch Geflüchteten sollen hier Räume für kreative Projekte bekommen.

Mit seiner „Halle für Alle“ will das Bündnis einen Ort schaffen, das den Ber­li­ne­r*in­nen und ihren sozialen und kreativen Bedürfnissen dient. Nicht zuletzt fallen mit dem geplanten Umbau des RAW-Geländes in Friedrichshain weitere Freiräume zumindest zum Teil weg. „Kunst braucht Raum!“, sagt das THF-Bündnis. Das ist wohl wahr.

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