Debüt-Album von Futurebae: „Ich fühle mich beyoncé“

Empowermentsongs und Trostpflaster bei Liebeskummer: Das Debütalbum „BLA“ der jungen Künstlerin Futurebae ist Pop und Krisenbearbeitung.

Portrait einer Frau vor türkisem Hintergrund

Futurebaes Songs erzählen von der Liebe Foto: Rachel Israela

Das Lieblingsgetränk von Lina Winter ist Sekt. Vergangenes Jahr widmete Winter, die sich als Künstlerin Futurebae nennt, zusammen mit der Musikerin Dilla, wie sie eine Wahlberlinerin, dem prickelnden Getränk die Hommage „Sektfrühstück“. Und landete damit so etwas wie einen Underground-Hit. Nun erscheint nach diversen EPs endlich ihr Debütalbum „BLA (Berlin Love Affair)“.

Aus gutem Grund eröffnet der selbstkritische Song „Monster unterm Bett“ dieses Werk. „Ich habe das Album an dem Punkt gestartet, an dem ich mit der letzten, sehr Ich-bezogenen EP stoppte“, erzählt die Sängerin im Interview mit der taz. In dem Song „Monster unterm Bett“ stellt sie sich psychischen Ängsten: „Manchmal steht man sich selbst im Weg. Die innere Stimme hält einen davon ab, die richtige oder überhaupt eine Entscheidung zu treffen.“

Musikalisch fügen sich bereits im Auftaktsong zwischen Dancefloor und Rockriff wie selbstverständlich Neue-Deutsche-Welle-Reminiszenzen ein. Bloß will Futurebae keinesfalls auf solche Genrebegriffe reduziert werden.

„Slay“ steht für besonders viel Selbstbewusstsein

Futurebae: „BLA“ (Virgin/Universal)

Live: 9. 11. „Kalif Storch“ Erfurt, 10. 11. „Ampere“ München, 15. 11. „Yuca“ Köln

„Ich bezeichne meine Musik am liebsten als genrefluides Feuerwerk“, sagt sie. „Genres sind für mich Grenzen, die es nicht geben muss.“ Am Ende ist ihre Musik eindeutig im Pop verwurzelt: „Meine Einflüsse kommen mainly aus dem HipHop und aus dem Pop der Achtziger.“ Im Gespräch fällt auf: Die Künstlerin, die ihre Kindheit teils in einem Dorf in Schleswig-Holstein, teils in Erfurt verbracht hat, nutzt gern Anglizismen.

Auch in ihrem mit coolen Beats gepflasterten Empowerment-Song „Slay Queen“. Slay steht für besonders viel Selbstbewusstsein, das unterstreicht Futurebae mit dem Satz: „Ich fühle mich beyoncé.“ Kein Wunder, sie verehrt den US-Superstar und deren Band Destiny’s Child bereits seit ihrer Jugend: „Ich habe ein Faible für starke weibliche Stimmen.“

Anscheinend hat sich Future­bae aber noch ein bisschen mehr bei ihrem wohl größten Idol abgeguckt: Wie Queen B rückt sie oft ihre eigenen Empfindungen ins Zentrum der Musik. Zurück bleiben die Hö­re­r:in­nen mit dem Gefühl, dass sich zuweilen bei der ehemaligen Soziale-Arbeit-Studentin ein dunkler Schleier über die Liebe legt. In „Monster unterm Bett“ bekennt sie: „Jeden Schritt zu dir auf Zehenspitzen balanciert /Aber wird es kompliziert / Lauf ich weg, so schnell ich kann.“

Bis wir so richtig alt sind

Die Clubhymne „Trostpflaster“ lässt Futurebae nicht unbedingt im besten Licht dastehen – weil sie sich mit einem Mann, der total in sie verliebt ist, über ihren Verflossenen hinwegtrösten will. „Das ist egoistisch“, räumt sie ein. „Auch wenn ich der anderen Person ihre Liebe nicht zurückgeben kann, tut sie mir trotzdem gut.“

Immerhin lässt die Ballade „Süchtig“ Zeit zum Durchatmen. Endlich schwebt Futurebae im siebten Himmel. „Ich hoffe, dass du bleibst, bis wir so richtig alt sind“, wünscht sich die Sängerin. Liebe, resümiert sie, sei halt alles: „Sie kann sehr weh tun / Doch auch wahnsinnig schön sein.“ Ihre eigenen Verletzungen hat die Wahlberlinerin weitestgehend abgestreift, sie kann sich jetzt wieder auf einen anderen Menschen einlassen.

Nicht nur in diesem Punkt hat sie sich weiterentwickelt. Ziemlich lange gaben ihr weder ihr Studium noch diverse Jobs die Erfüllung: „Ich habe meinen Platz im Leben irgendwie nicht gefunden.“ Die Wende brachte eine Jam-Session kurz vor der Pandemie. Nicht mehr ganz nüchtern schnappte sich Futurebae ein Mikrofon und hat einfach drauflosgesungen. So lernte sie ihren ersten Produzenten kennen: „Die Leute meinten:,Ist voll geil, was du sagst und wie du singst.' Dadurch habe ich meine Versagensängste überwunden.“ Das Ergebnis: „BLA“ ein Album mit zehn starken Songs, die man gut in seine Playlist packen kann.

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