Deepfake des ZPS: Nur kein falscher Scholz

Das Zentrum für Politische Schönheit veröffentlicht zum zweiten Mal ein Video, in dem Olaf Scholz eindrücklich vor der AfD warnt. Aber: Es ist nicht echt.

Eine geballte Faust.

Die echte geballte Faust von Olaf Scholz bei der Generaldebatte im Bundestag am 31. Januar Foto: Michael Kappeler/dpa

Den größten Schmerz erzeugt Kunst, vielleicht das Leben generell, wenn sie uns zeigt, was alles hätte sein können. Was wir nicht haben, obwohl es möglich gewesen wäre, wenn nur irgendjemand (meistens wir selbst) den Mut gehabt hätte, das Richtige zu tun.

Diesen Schmerz will auch das Zentrum für Politische Schönheit erzeugen und postet deswegen noch mal ein Video, das bei Instagram schon vor zwei Monaten für Aufsehen gesorgt hat – und jetzt wieder diskutiert wird.

Darin stellt sich Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) vor die Kamera und sagt all das, was ein SPD-Bundeskanzler die letzten Wochen, Monate, wenn nicht Jahre, hätte sagen müssen. Spätestens jetzt, nach der Enthüllung der Deportationspläne von Rechts­ex­tre­mis­t*in­nen: Wir kämpfen gegen die!

Die, das ist die AfD. Scholz ist nicht der Held, den Deutschland verdient, sondern der Held, den Deutschland braucht – damit es endlich wieder weniger Deutschland ist. Er spricht über den fünften Jahrestag der rassistischen Menschenjagd in Chemnitz, angeführt – so dieser Helden-Scholz – von Vertretern einer Partei, die im Bundestag sitzt. Schnitt auf Höcke. „Ihre Ziele sind Bürgerkrieg und Mord, Ausgrenzung und Unterdrückung, Gewalt und Terror“. Wir verstehen, Helden-Scholz!

Kein Held in Sicht

Nur leider ist das nicht der echte Kanzler, das Zentrum für Politische Schönheit nicht sein amtliches Sprachrohr. Die Stimme von Scholz ist KI-generiert. So wahr das ist, was Scholz hier sagt, so gelogen ist, dass er es sagt. Daher rührt der Schmerz, und deswegen ist die Aktion vom Zentrum für Politische Schönheit so wichtig. Wir müssen zittern und weinen vor verzweifelter Wut, weil unser Kanzler einfach nicht den Mut hat, das zu tun, was richtig wäre. Und doch ist die Aktion: eine Lüge.

Nun muss Kunst nicht allen zugänglich sein. Das Video allerdings ist – wenn der Algorithmus es entscheidet – allen zugänglich. Und viele verstehen es nicht. Das zeigte sich bereits vor zwei Monaten, und das zeigt sich auch jetzt wieder in den Kommentaren. Viele wollen es als Propaganda der Woken, der Guten, der Deutsch­land­hasse­r*in­nen erkennen.

Wenn wir – zu recht – die verlogenen, menschenfangenden Deepfakes von Rechtsextremen verurteilen, dann müssen wir die gleichen Ansprüche auch an uns selbst stellen und dafür sorgen, dass Fakes nicht für Fakten gehalten werden. Nichts spricht gegen ein Wasserzeichen auf der Stirn von Helden-Scholz, damit wir erkennen, was er ist: ein Traummann.

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Redakteur für Medien und Digitales. Ansonsten freier Journalist und Teamer zum Thema Verschwörungserzählungen und Fake News. Steht auf Comics, Zombies und das Internet. Mastodon: @drosdowski@social.anoxinon.de

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