Demo auf Nordseeinsel abgesagt: Rechte fahren doch nicht nach Sylt

Die Partei Die Rechte um Neonazi Christian Worch hat ihren geplanten Aufmarsch zum Thema „soziale Spaltung“ abgesagt. Das sorgt für interne Kritik.

Der Leuchtturm von Kampen auf Sylt

Bekommt jetzt doch keinen rechtsextremen Besuch: Leuchtturm von Kampen Foto: Daniel Bockwoldt

HAMBURG taz | Sie kommen nicht. Am kommenden Samstag wollte „Die Rechte“ in Westerland auf Sylt aufmarschieren. Unter dem Motto „Gemeinschaft statt sozialer Spaltung“ hatte der Bundesvorsitzende der Partei Christian Worch die Aktion auf der Nordseeinsel angemeldet. „Die Versammlung mit Demonstrationszug wurde jedoch inzwischen vom Veranstalter wieder abgesagt“ bestätigte der Landkreis Nordfriesland nach Medienanfragen.

Via Telegram hatte der Kreisverband Braunschweig-Hildesheim um Johannes Welge die „Nationale Demonstration“ angekündigt. Auch auf ihrer Webseite mobilisierte die rechtsextremen Kleinstpartei mit etwa 500 Mitgliedern zu dem Aufmarsch. „Ja, ihr lest richtig und dies ist kein verspäteter Aprilscherz!“, versicherte die Partei im Aufruf.

Mit bemüht antikapitalistischer Rhetorik führte sie aus, dass die Bundesregierung uns mit dem Neun-Euro-Ticket deutlich vor Augen geführt habe, dass durch „die Privatisierung und das damit eingehende Verschachern von Staatseigentum“ der „absolute Niedergang des Bahnnetzes“ herbei geführt worden sei.

Längst fehle in unserem Volk im Zuge der Liberalisierung der Gemeinschaftsgeist. Kein anderer Ort als Sylt sei für diesen Protest besser geeignet: „Eine Touristeninsel der Reichen, auf der bei einigen schon die Schnappatmung ausbricht, wenn dort Menschen urlauben wollen, die finanziell nicht auf der Sonnenseite in der BRD stehen.“

Anfeindung Geflüchteter

Vor zehn Jahren, Pfingsten 2012, war Worch, dessen rechtsextreme Karriere mit der „Aktionsfront Nationaler Sozialisten“ 1977 begann, die Gründung Der Rechten gelungen. Die ersten Mitglieder kamen aus der DVU. Sie sperrten sich gegen die geplante Auflösung ihrer Partei in der NPD. Seitdem gibt es eine Konkurrenz zu der ältesten rechtsextremen Partei Deutschlands.

Die Rechte trat schnell radikaler, provokanter und militanter auf. Ein Grund: der Partei schlossen sich Freie Nationalisten aus verbotenen Kameradschaften an. In Nordrhein-Westfallen ist Die Rechte seit dem Zulauf besonders aktiv. Bei der Kommunalwahl 2014 in Nordrhein-Westfalen gewann sie sieben Mandate in Räten und Bezirksvertretungen.

Die vermeintliche soziale Ausrichtung verbindet Die Rechte immer wieder mit eindeutigen rechtsextremen Aussagen. 2019 war die verurteilte Holocaust-Leugnerin Ursula Haverbeck ihre Spitzenkandidatin zur Europawahl. Ein Dauerthema: Anfeindung von Geflüchteten. In ihrem Webshop bietet sie ein Plakat „Gegen Überfremdung, Sozialabbau und Parteienfilz“ an.

In Niedersachsen gibt es nach Parteiangaben zwei Kreisverbände und in Bremen einen. Der Kreisverband Braunschweig-Hildesheim verkündete am 8. Juli seine Selbstauflösung. Der Hintergrund: eine polizeiliche Durchsuchung wegen eines Brandanschlages auf das Antifa-Café in Braunschweig. Worch schimpfte über diesen „Akt politischer und persönlicher Feigheit“. Bei Telegram ist der Kreisverband aber weiter aktiv: Er schimpft über den abgesagten Aufmarsch und wettert gegen Worch.

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