Der deutsche Fußball vor der Heim-EM: Reden wir über Toni Kroos!

Die Männer-Bundesliga ist ein mieses Produkt. Mit Investorenhilfe soll es nun im Ausland vermarktet werden – viel Erfolg dabei!

Vier Spieler, zwei Hoffenheimer und zwei Leipziger, gehen zum Kopfball

Mein Feind, der Ball: Leipzig gegen Hoffenheim vor leeren Rängen Foto: dpa

Die Nationalmannschaft der Männer ist ja nun wirklich das Allerletzte. Niemand, so hatte man gedacht, schenkt dieser traurigen Sportgruppe noch sein Herz. Ein großer Text über die Blamage bei der Heim-EM ist in den Redaktionen dieses Landes für den Jahresrückblick 2024 bereits fest eingeplant. Und jetzt das? Bundestrainer Julian Nagelsmann verkündet im „aktuellen sportstudio“ des ZDF so etwas wie die Mannschaftsaufstellung für das Turnier und löst fast schon EM-Euphorie aus.

Kimmich rechts hinten, Gündoğan auf der Acht oder der Zehn, Neuer im Tor. Und der aus der Auswahl zurückgetretene Altmeister Toni Kroos soll reaktiviert werden. Unfassbar! Die DFB-Truppe, mit der das Fußballland eigentlich abgeschlossen hatte, ist plötzlich wieder Thema.

Nagelsmann hatte es aber auch leicht, an diesem Bundesligasamstag zum Hingucker zu werden. Die Spielplanmacher der Bundesliga hatten die ödesten Paarungen angesetzt.

Ausgerechnet an dem Wochenende nach dem Beschluss der Deutschen Fußball-Liga, einen Investor an der Auslandsvermarktkung der Liga zu beteiligen, zeigte sich, wie mies das Produkt eigentlich ist, für das sich fürderhin die ganze Welt begeistern soll, auf dass Milliarden um Milliarden fließen.

Schwer verkäuflich

Die größte Besonderheit der Bundesliga im Vergleich zu vielen anderen Ligen ist gewiss, dass schon vor dem ersten Spieltag feststeht, wer am Ende Meister wird. Man möchte nicht in der Haut des Verkäufers stecken, der diese Liga an den Kunden in den USA oder Fernost bringen muss.

Und weil ja nicht an jedem Spieltag jede Mannschaft gegen den FC Bayern München, die einzige Weltmarke, die der deutsche Fußball hervorgebracht hat, spielen kann, wird eine Partie zwischen dem Marketinginstrument eines Getränkeherstellers und der Idee eines Superreichen zum Topspiel eines Bundesligasamstags erklärt. Nicht einmal in Leipzig interessieren sich so viele Menschen für einen Kick gegen Hoffenheim, dass sich das Stadion halbwegs füllen ließe.

Ein Bundesligasommerturnier in den USA mit Leipzig, Hoffenheim, Paderborn und Fürth wird gewiss auch deshalb nicht zum Renner, weil die meisten Mannschaften in Deutschland auf Spielverhinderung gepolt sind. Wenn alle nur noch gegen den Ball spielen statt mit ihm, dann vergeht auch dem größten Fußballnarren schnell der Spaß.

Eigentlich müsste man den Leuten Geld bezahlen, damit sie Augsburg beim Fußballverhindern zuschauen, statt sie dafür abzukassieren. Oder Wolfsburg. Oder Darmstadt. Oder, oder, oder. Da redet man doch wirklich lieber über Toni Kroos.

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