Deutschland mies bei Pisa-Studie 2022: Absturz einer Bildungsnation

Bei der aktuellen Pisa-Studie fällt Deutschland weiter zurück – vor allem in den Bereichen Mathematik und Lesen. Das sind die zentralen Ergebnisse.

Schriftzug Sch u L E in einer Aula

Lernort Schule: Wie gut schneiden Deutschlands Schü­le­r:in­nen ab? Foto: Fabian Sommer/dpa

BERLIN taz | Die Leistungen deutscher Schü­le­r:in­nen haben sich deutlich verschlechtert. Das zeigt die neue internationale Vergleichsstudie Pisa 2022, die an diesem Dienstag veröffentlicht wird. In allen drei getesteten Bereichen – Mathematik, Lesen, Naturwissenschaften – schneidet Deutschland so schlecht ab wie noch nie, seitdem das Land am Ländervergleich der Organisation für Entwicklung und Zusammenarbeit (OECD) teilnimmt.

Am stärksten abgesackt ist die durchschnittliche Punktezahl in Mathe: Die lag in allen vorherigen Pisa-Tests noch bei mindestens 500 Punkten – nun liegt sie bei 475. Auch die Leistungen in Lesen (480) und Naturwissenschaften (492) sind im Vergleich zur letzten Pisa-Studie 2018 deutlich gesunken. Mit diesen Ergebnissen liegt Deutschland im Durchschnitt der teilnehmenden OECD-Länder. Nur in den Naturwissenschaften schneidet Deutschland etwas besser ab. Zur Vergleich: Spitzenreiter Singapur sammelt zwischen 543 (Lesen) und 575 (Mathe) Punkte.

Bei den deutschen Schü­le­r:in­nen verfehlen viele sogar die Basiskompetenzen. In Lesen und Naturwissenschaften ist es rund jedeR Vierte, der/die in der niedrigsten von sechs Niveaustufen landet, in Mathe sogar fast jedeR dritte. In den letzten zehn Jahren ist diese Gruppe in allen drei Fächern um rund 11 Prozent gewachsen. In den obersten beiden Niveaustufen (5 und 6) landen je zwischen 8 und 10 Prozent der Schü­le­r:in­nen und damit jeweils weniger als vor zehn Jahren.

Was aber gleich geblieben ist: Wer gut oder schlecht abschneidet, liegt vor allem am sozialen und wirtschaftlichen Hintergrund der Schüler:innen. Die Leistungen zwischen Jugendlichen der sozialen Ober- und Unterschicht gehen weit auseinander, zum Teil stärker als in der Vergangenheit. In Mathe sind es beispielsweise ganze 111 Punkte – deutlich mehr als im OECD-Schnitt.

Soziale Herkunft prägt Bildungsstand

Die Pisa-Studie zeigt auch, dass Jugendliche mit Migrationshintergrund in Deutschland im Schnitt deutlich schlechter abschneiden als solche ohne. Dieser Effekt ist sowohl in Mathe (–59 Punkte) als auch beim Lesen (–67) zu beobachten. Die Au­to­r:in­nen der Studie begründen das zum Teil damit, dass Familien mit Migrationshintergrund häufiger sozial schlechtergestellt sind.

Zusätzlich fragte die Pisa-Studie ab, wie zufrieden Schü­le­r:in­nen mit dem Schulalltag und ihrem Leben im Generellen sind. Die gute Nachricht: Trotz der Pandemieerfahrungen fühlen sich deutsche Jugendliche weitgehend wohl an ihrer Schule. Die generelle Unzufriedenheit unter Jugendlichen stieg jedoch: So sagten 22 Prozent der Befragten (2018: 17 Prozent) der Schüler:innen, dass sie unzufrieden mit ihrem Leben seien. Im OECD-Schnitt liegt der Anteil der unzufriedenen Jugendlichen bei 18 Prozent.

Für die aktuelle Pisa-Studie wurden weltweit 690.000 Neunt­kläss­le­r:in­nen in 81 Ländern beziehungsweise Gebieten getestet. In Deutschland bearbeiteten gut 6.000 Schü­le­r:in­nen aus 257 Schulen die Aufgabe. Eigentlich hätte die Pisa-Studie schon 2021 durchgeführt werden sollen. Wegen der Pandemie wurde sie um ein Jahr nach hinten geschoben.

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