Die Finanzwelt und die Klimakrise: EZB ist für mehr Klimaaktivismus

Die Zentralbank warnt: Verzögerungen bei der Transformation führen zu höheren Risiken für die Finanzbranche.

Überschwemmung einer Brücke, auf der Autos fahren

Flutbassin bei einem Tropischen Sturm in Palm Desert, Kalifornien Foto: Mark J. Terrill/ap

BERLIN taz | Eine schnellere Transformation ist nicht nur gut fürs Klima, sie trägt auch zur Stabilität der Finanzwelt bei. Zögert die Politik weiter beim Klimaschutz, könnte dies nämlich die Kreditausfallrisiken für Banken massiv erhöhen, warnt die Europäische Zentralbank (EZB) in ihrem zweiten Klimastresstest, dessen Ergebnisse sie am Mittwoch veröffentlichte.

„Wir brauchen entschiedenere politische Maßnahmen, um einen schnelleren Übergang zu einer Netto-Null-Wirtschaft im Einklang mit den Zielen des Pariser Abkommens zu gewährleisten“, forderte EZB-Vizepräsident Luis de Guindos. „Wenn wir so weitermachen wie bisher, werden die Risiken und Kosten für die Wirtschaft und das Finanzsystem steigen“, so de Guindos.

Einen ersten Klima-Stresstest hatte die EZB vor zwei Jahren durchgeführt. Für den knapp 100 Seiten dicken Bericht analysierte die EZB nun, welche Auswirkungen unterschiedliche Geschwindigkeiten bei der Transformation auf die Wirtschaft in Euroraum haben könnten.

Dabei geht die Notenbank von drei Szenarien aus: erstens einem beschleunigten Übergang, bei dem Maßnahmen vorgezogen werden, zweitens einem verspäteten Übergang, bei dem erst ab 2026 das Tempo beschleunigt wird, mit dem aber noch die Pariser Klimaziele für 2030 erreicht werden, und drittens einem verzögerten Übergang, bei dem die Klimaziele für 2030 nicht erreicht werden.

Firmen und Menschen profitieren von schneller Transformation

Ergebnis der Analyse: Unternehmen und Haushalte würden deutlich von einem schnelleren Übergang profitieren, da sich die vorgezogenen Investitionen in erneuerbare Energien früher auszahlen würden. Dabei geht die EZB davon aus, dass grüne Investitionen der Unternehmen bei einer beschleunigten Transformation bis zum Jahr 2025 auf zwei Billionen Euro steigen. Dagegen machen sie in den anderen beiden Szenarien lediglich 500 Milliarden Euro aus.

Weil die Unternehmen dadurch einen größeren Druck haben werden, den Investitionsrückstand aufzuholen, werden später insbesondere energieintensive Branchen unter Druck geraten. Dort wird die Verschuldung steigen, die Gewinne sinken doppelt so stark wie sonst üblich im Euroraum, prophezeit die EZB.

Letztlich wird dies auch Auswirkungen auf die Banken der Eurozone haben. Denn diese verleihen Kredite an die Unternehmen. Und wenn diese ins Wanken geraten, steigt auch das Kreditausfallrisiko für die Banken. Bei einem verspäteten Übergang könnte das Risiko laut EZB im Jahr 2030 doppelt so hoch sein wie im Jahr 2022. Dagegen ist das Risiko bei einer beschleunigten Transformation „nur“ um 60 Prozent größer.

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