Die Wochenvorschau für Berlin: Vom Ende des Sommerlochs

Von wegen nix los im Sommer: Selbst kleine Ereignisse weisen auf die großen Krisen dieser Zeit hin.

Erdbeerpflanzen auf einer Plantage

Mal sehen, wie die Bilanz der Erdbeerernte in Brandenburg ausfallen wird Foto:

BERLIN taz | Zu den journalistischen Mythen gehört das Sommerloch. Irgendwann im Jahr, wenn es heiß wird und die Menschen einschließlich der Po­li­ti­ke­r*in­nen in Urlaub fahren, bestimmen Tiere, was in der Zeitung steht – so hieß es einst.

Und tatsächlich gelang ausgebüxten Krokodilen oder einsam umherwandernden Bären schon mal der Sprung auf die Titelseite oder in die Hauptnachrichtensendung. Doch in Zeiten multipler Krisen ist das Sommerloch perdu – man könnte fast sagen, es ist in sich selbst verschwunden. Geblieben ist lediglich, dass sich Po­li­ti­ke­r*in­nen rar, weil sie selbst mal Ferien machen.

Entsprechend dünn ist die Agenda der anstehenden Termine für die nächsten Tage. Aber auch die wenigen, die es gibt, weisen auf die dramatische Umbruchsituation hin, in der wir leben und die der Bundeskanzler Zeitenwende genannt hat. So kündigt das Landesamt für Statistik Berlin-Brandenburg für Mittwoch Zahlen zur Spargel- und Erdbeerernte in der Region an.

Das klingt banal. Dahinter stecken angesichts von Klimaextremen, Mangel von Ern­te­hel­fe­r*in­nen unter anderem aufgrund des Ukrainiekriegs und den allgemeinen Preissteigerungen – also drei ganz aktuellen Krisen – drängende Fragen: Wie hat sich die Trockenheit auf die Ernte ausgewirkt, und was heißt das für die nächsten Jahre? Gab es genug Menschen, die sich diesen knochenharten und eher schlecht bezahlten Job antun wollten? Und kaufen Bran­den­bur­ge­r*in­nen und Ber­li­ne­r*in­nen lieber die billige Ware aus dem Discounter (wenn überhaupt) statt die edle Ernte vor ihrer Haustür?

Lehren aus den Krisen?

Ein weiterer Termin am Mittwoch könnte ebenfalls Schlüsse auf das zuletzt veränderte Konsumverhalten der Menschen ziehen lassen. Die Shopping Mall Potsdamer Platz Arkaden wird künftig nicht mehr so heißen; der in die Jahre gekommene einstige Vorzeigekonsumtempel, der zuletzt angesichts der nahen, noch größeren Konkurrenz am Leipziger Platz schließen musste, soll ein neues Konzept und – am Mittwoch – auch einen neuen Namen bekommen. Bleibt die Frage: Haben die Verantwortlichen schon die Lehren gezogen aus einer anderen aktuellen Krise, der Coronapandemie, während deren Hochzeit die Menschen ja auch ohne die Malls problemlos überlebten und lieber im Internet shoppten (wenn überhaupt).

Zum Abschluss noch zwei Hinweise: Es bleibt warm, am Montag soll es sogar noch mal richtig heiß werden mit Temperaturen deutlich über 30 Grad; Ausflüge an die Seen sind damit eigentlich immer drin. Und wer lieber in der Innenstadt rumtanzt statt jenseits des S-Bahn-Rings: Am Samstag um 12 Uhr treffen sich Fans der 80er-Jahre-Ikone Kate Bush im Görlitzer Park. In roten Flatterkostümen wollen sie sich anlässlich des weltweiten „The Most Wuthering Heights Day Ever 2022“ zu Bushs Hit „Wuthering Heights“ rhythmisch bewegen.

Das Ereignis gab es schon in früheren Jahren; derzeit erlebt die Sängerin dank der Serie „Stranger Things“ jedoch ein erneutes Revival. Das klingt sehr nach Sommer, ganz ohne Loch.

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