Doku über deutsches Frauenfußball-Team: Spiel und Spaß, aber mit Drama

Die erste Folge der zweiten Staffel von „Born for this“ drückt heftig auf die Tränendrüse – und hätte ein bisschen mehr Leichtigkeit vertragen können.

Lea Schüler umarmt die traurige Alexandra Popp, beide im hellgrünen Trikot der Nationalmannschaft

Alexandra Popp und Lea Schüler beim EM-Finale 2022 Foto: Beautiful Sports/ imago

Fußball ist Drama. Wenn in letzter Minute ein Tor fällt, wenn ein Team unerwartet ein Spiel dreht oder jemand einen Fehler macht oder ein Glanzstück aufführt, dann schießen krasse Gefühle durch den Körper – bei den Spielenden, aber auch bei den Zusehenden.

Deshalb ist es irritierend, wenn die Re­gis­seu­r:in­nen Martina Hänsel und Björn Tanneberger keine Gelegenheit auslassen, um das Drama namens Fußball noch mehr zu dramatisieren. Die erste von vier Folgen der zweiten Staffel der ZDF-Doku-Serie „Born for this“ über das deutsche Frauenteam begleitet die Spielerinnen bei der Vorbereitung auf die aktuell laufende WM in Australien und Neuseeland.

Hyperemotional wird es etwa, wenn Giulia Gwinn von ihrem Kreuzbandriss erzählt, Sara Doorsoun von einer Trennung oder Svenja Huth und ihre Partnerin von dem Kind, das sie erwarten. Natürlich sind das gefühlige Themen, die gefühlig erzählt werden dürfen.

„Born for this“, ZDF Mediathek

Aber wenn zum x-ten Mal extrem emotionale Musik einsetzt und die Kamera gleichzeitig auf gerührte Gesichter zoomt, dann fragt man sich schon, ob eine Serie über die DFB-Männer-Elf ähnlich gestaltet worden wäre – auch wenn deren aktuell miserabler Zustand durchaus Grund für Tränen liefert.

Kein Rumgealber

„Deutschland. Ein Sommermärchen“, ein Film über die Männer während der WM 2006, ist vor allem wegen seiner Leichtigkeit in Erinnerung geblieben, wegen Szenen, in denen Schweini und Poldi im Hotelzimmer rumalbern wie Drittklässler.

Sehenswert ist „Born for this“ aber dann, wenn die Doku nah am sportlichen Geschehen erzählt, etwa die beiden Testspiele gegen die USA im November 2022. Wenn zum Beispiel Paulina Krumbiegel nach einer Verletzungspause das Siegtor zum 2:1 schießt, nach dem Spiel überdrehte Glückwünsche entgegennimmt und bescheiden relativiert: „Ne, nicht einfach mal so, da war so ein bisschen Arbeit dabei.“

Oder wenn Defensivspielerin Doorsoun die frei aufs Tor ziehende US-Stürmerin Mallory Pugh noch bekommt, den Angriff mit einer spektakulären Grätsche abwehrt und dann mit leuch­ten­den Augen in die Kamera grinst und sagt: „Das war cool“ – dann gibt es einen für diesen schönen Sport so typischen Gänsehautmoment.

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