Ein treuer Begleiter bei Umzügen: Rollt mehr Teppiche aus!

Viele Träumen vom Parkett mit Fischgrätmuster. Unser Autor schwört aber auf die Gemütlichkeit der Teppiche.

Ein Kater liegt auf einem Teppich.

Betrunkene oder Katzen, die sich mal hinlegen müssen, mögen Teppiche Foto: brabanski/plainpicture

Glücklich ist, wer ein Zimmer für sich alleine hat. Gerade in Großstädten ist das keine Selbstverständlichkeit. In meinem (größtenteils studentischen) Freundeskreis herrscht ein ständiges Umziehen, von einem Zimmer mit befristetem Mietvertrag zum nächsten, von möbliert zu teilmöbliert zu schlimm möbliert.

Umso bedeutender ist der Moment, wenn man endlich ein Zimmer oder sogar eine ganze Wohnung findet, in der man länger bleiben kann und für die man sich die eigene Einrichtung sogar selbst aussucht. Diese besonders Glücklichen geraten schnell ins Schwärmen. Oft wird dann berichtet, was für einen schönen Boden man hat: Dielen gehen immer, aber besonders beliebt ist Parkett – vielleicht sogar im Fischgrätmuster!

Ich freue mich, dass jeder und jede auf seine Art und Weise den eigenen Raum gestaltet. Dennoch vermisse ich in den Wohnungen meiner Freunde und Bekannten immer wieder ein Ding: einen Teppich.

In unserer modernen Welt voller glatter Böden und minimalistischer Einrichtungen mag man meinen, dass Teppiche überflüssig sind, aus der Mode gekommen und funktionslos. Doch das stimmt nicht. Denn kaum einer hat in seiner Wohnung, die ja bezahlbar sein muss, ein makelloses Parkett. Im Gegenteil, meist ziehen sich zahlreiche Kratzer quer über das Holz wie der Grundriss einer versunkenen Stadt. Soll man die wirklich immer sehen?

Ein Platz für Frischverliebte und Betrunkene

Dieser Text stammt aus der wochentaz. Unserer Wochenzeitung von links! In der wochentaz geht es jede Woche um die Welt, wie sie ist – und wie sie sein könnte. Eine linke Wochenzeitung mit Stimme, Haltung und dem besonderen taz-Blick auf die Welt. Jeden Samstag neu am Kiosk und natürlich im Abo.

Der Boden ist zudem häufig uneben und knarzt so laut, dass die Mit­be­woh­ne­r:in­nen und Nach­ba­r:in­nen jeden Schritt hören können – und umgekehrt. Im Winter kommt noch die Kälte dazu. Wer einen Parkett- oder Dielenboden hat, ist quasi gezwungen, von November bis März heftigst zu heizen (Doch wer kann sich das schon leisten?) oder ständig Hausschuhe oder dicke Socken zu tragen (Doch wer will das schon?). Und bei Partys gibt es in Wohnungen mit Holzböden immer zu wenig Sitzplätze. Frischverliebte, die abseits vom Geschehen sein wollen, oder Betrunkene, die sich mal hinlegen müssen, haben es schwer, einen gemütlichen Ort zu finden. Nein, auf kalten Böden ist es fast unmöglich, Gemütlichkeit zu schaffen!

Umso mehr braucht es Teppiche. Damit meine ich nicht die grausige Verlegeware in Büros oder in Wartezimmern von Arztpraxen. Ich meine Perserteppiche mit intensiven Farben und Mustern, Kunstwerke unter den Füßen. Ich meine flauschige Flokati-Teppiche und dicke Berberteppiche, die jeden Schritt abfedern, jedes Geräusch schlucken. Schon beim Darüberlaufen bekommt man warme Füße. Überlappende Teppiche machen den Boden erst zu einem richtigen Hingucker – und noch viel gemütlicher.

So viele unterschiedliche Teppiche gibt es, dass die entscheidende Frage letztlich nicht lauten sollte, ob man einen Teppich möchte, sondern nur: Welcher Teppich ist der richtige für mich?

Nun mögen manche einwenden, dass Teppiche nicht gut seien für Allergiker:innen. Doch das ist Quatsch. Staub und Dreck gibt es auch in Wohnungen mit Holzböden. Im Gegenteil: Anders als Dielen und Parkett nehmen Teppiche Feinstaub und Schmutzpartikel auf, sie verbessern die Raumluft sogar. Vorausgesetzt natürlich, man saugt regelmäßig.

Auch für alle, die sich wie ich weiterhin von einem befristeten Mietvertrag zum nächsten hangeln müssen, macht ein Teppich Sinn. Ich habe angesichts der ständigen Umzüge irgendwann aufgegeben, viele Möbel mitzunehmen, sondern behielt als meinen wichtigsten Begleiter einen Second-Hand-Perserteppich. Mit ihm ist jeder Ort sofort ein Zuhause.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.