Eintracht Frankfurt in der Europa League: Ante ante portas

Eintracht Frankfurt droht in der Qualifikation zur Europa League zu scheitern. Ausgerechnet der wechselwillige Ante Rebić wird zum Hoffnungsträger.

Ein Spieler, Ante Rebic

Wenn er Lust hat, könnte es lustig werden: Eintracht Frankfurts Stürmer Ante Rebić Foto: dpa

FRANKFURT/M. taz | Eines steht schon fest: Am Donnerstagabend wird die Arena im Frankfurter Stadtwald mal wieder eine besonders intensive Atmosphäre bieten können, die Zuschauer werden einen ohrenbetäubenden Lärm veranstalten, der sogar die auf den nahe gelegenen Airport einschwebenden Flugzeuge übertönt.

Europapokalspiele von Eintracht Frankfurt entfalten ein magisches Flair vor grundsätzlich voll besetzten Rängen: ganz gleich, ob ein unbedeutendes Qualifikations-Rückspiel gegen den FC Vaduz stattfindet oder nun das entscheidende Play-off-Rückspiel gegen Racing Straßburg (Donnerstag 20.30 Uhr/Nitro) ansteht.

Die Rückendeckung der Anhängerschaft könnte es brauchen, um gegen den französischen Vertreter die recht überflüssige 0:1-Niederlage aus dem Hinspiel wettzumachen. Erst dann hätte der Europa-League-Halbfinalist wieder die Gruppenphase erreicht. Torwart Kevin Trapp spricht zu diesem frühen Zeitpunkt vom „Spiel des Jahres“. Die Anspannung sei groß, verriet der 29-Jährige und gab aus: „Wir wollen wieder erleben, was wir schon erlebt haben: einen tollen Herbst.“

Ohne Europa fehlt Elementares in Frankfurt, wo sich die vielleicht größte Sehnsucht nach dieser Bühne entfaltet: Kein Verein mobilisierte für seine Auswärtsfahrten mehr Anhänger als die gar nicht mehr launische Diva vom Main. Und auch wenn einige Fans bei den Trips nicht immer gute Botschafter sind, so hat selbst die Dachorganisation Uefa die Hingabe beeindruckt, mit der der vielerorts immer noch nicht wertgeschätzte Wettbewerb von den Adlerträgern angenommen wird.

Grundsteinlegung für das neue ProfiCamp

Die Europa-League-Traumreise brachte neben einem unbezahlbaren Imagegewinn Mehreinnahmen von weit über 30 Millionen Euro ein und diente als der große Wachstumstreiber, um in allen Bereichen in ungeahnte Sphären vorzustoßen. Die Ambitionen für die Zukunft könnten in der ohnehin boomenden Bankenstadt gar nicht groß genug sein: Deutlich wurde das am Dienstag bei der Grundsteinlegung für das neue ProfiCamp, in dem künftig Verwaltung und Profitrakt beherbergt werden.

Bis Ende 2020 soll der mehrstöckige 35-Millionen-Komplex auf dem Areal der ehemaligen Tennisanlage fertig sein. „Das ist ein Quantensprung in der Geschichte des Vereins“, sagte der für Marketing und Internationalisierung zuständige Vorstand Axel Hellmann. Noch vor sechs, sieben Jahren wäre ein solches Projekt wirtschaftlich „undenkbar und nicht darstellbar“ gewesen.

Eintracht-Frankfurt-Torwart Kevin Trapp

„Ante hat schon oft bewiesen, dass er den Unterschied machen kann. Wenn er fit ist“

Ein Scheitern an der Eingangspforte zum Europapokal wäre daher nicht nur ein Stimmungsdämpfer, sondern auch ein Bremsklotz, den keiner der ehrgeizigen Bosse braucht. Die internationale Plattform dient der Erfüllung vieler Sehnsüchte. Sportvorstand Fredi Bobic setzt auf seine Mannschaft: „Ich habe vor allem Erwartungen an unser eigenes Team, dass es wieder mit so viel Herzblut, Willen und Engagement auftritt.“ Auf den 47 Jahre alten Baumeister könnten bis zur Schließung des Transferfensters kommenden Montag noch arbeitsreiche Tage hinzukommen.

Dost noch nicht spielberechtigt

Die Hängepartie um den letztlich für 7 Millionen Euro von Sporting Lissabon verpflichteten Bundesliga-Rückkehrer Bas Dost zeigte, dass der Transfermarkt für die Hessen trotz gut gefüllter Kasse nach den Verkäufen von Luka Jović (Real Madrid) und Sébastien Haller (West Ham) für mehr als 100 Millionen Euro „kein Wunschkonzert ist“, wie Bobic sagt. Der 30 Jahre alte Niederländer ist gegen Straßburg noch nicht spielberechtigt und wird erst am Sonntag im Heimspiel gegen Fortuna Düsseldorf debütieren.

Daher muss Trainer Adi Hütter genau abwägen, wie er mit dem Problemkind Ante Rebić umgeht. „Ante hat schon oft bewiesen, dass er den Unterschied machen kann“, sagt Trapp, „wenn er fit ist.“ Und wenn er will.

Der kroatische Vizeweltmeister hatte sich im Hinspiel mit einer lustlosen Vorstellung den Zorn von Trainer und Mitspielern zugezogen. Interessenten, die für den wechselwilligen 25-Jährigen die geforderte Ablöse von 40 Millionen Euro hinblättern, gibt es offenbar nicht so viele. Hütter weiß, dass er Rebić jetzt noch einmal brauchen könnte, um Straßburg in die Knie zu zwingen. Wenn es allerdings schiefgehen sollte, könnte auch der letzte Angreifer aus der Erfolgself der Vorsaison noch die Freigabe erhalten.

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