Entspannungsorte in Thüringen: Sole und Wein

Mit Spannung werden die Wahlen in Thüringen im September erwartet. Zum Entspannen bieten sich erstaunlich viele Kurbäder in der Region an.

Menschen fahren Tretboot auf dem Burgsee

Burgsee der Kurstadt Bad Salzungen in Thüringen Foto: ari/imago

Thüringen als Wohlfühlort. Nicht der rechten Szene, nein, beim Solebad in Bad Sulza. 35 Grad warmes Wasser und überraschende Lichteffekte im Liquid Sound Bad. Unter der hohen Kuppel spielt die Musik unter Wasser: Walgesänge, Beethovens Fünfte oder Elektro-Mix. Schwerelos schweben dank der tragenden Kraft des Salzwassers, das hier als fünfprozentige Sole aus der Quelle direkt ins Bad sprudelt. Wärme, Wasser, Licht und Klang.

Von der Salzgewinnung hat der Kurort Bad Sulza seinen Namen. Das flüssige Salz kommt aus der Erde. Der kurerfahrene Johann Wolfgang von Goethe aus dem nahen Weimar regte 1828 den Sole-Kurbetrieb an. Eine Kopie seines Gartenhauses steht heute hinter der Therme. Es ist ein Überbleibsel des Bauhaus-Jahres in Weimar (2019), wo es zum Schutz des Orginals errichtet wurde. An der Bauhaus-Universität in Weimar arbeitet heute auch Micky Remann. Der welterfahrene Soziologe aus der ehemaligen Frankfurter Szene hat zusammen mit dem Besitzer-Ehepaar, Marion Schneider und Klaus Dieter Böhm, die Unterwasser-Klangwelt vor 31 Jahren kreiert. Sie ist bis heute ein Publikumsmagnet.

Oder Bad Salzungen an der Werra zwischen Thüringer Wald und Rhön. Hier sprudeln Quellen mit bis zu 27 Prozent Salzgehalt. Das Ensemble des dortigen Gradierwerkes verbindet ein wunderschönes Kurgebäude in einem ausgefallenen Fachwerkstil. Ein architektonisches Kleinod mit neuer Badelandschaft.

Die Gradierwerke, industrielle Bauwerke zur Salzgewinnung, wirken wie riesige Freiluft-Inhalatoren. Die Ostwand der Anlage in Bad Salzungen ist 13,8 Meter hoch und 82 Meter lang. Die geschichteten Wände aus Schwarzdorn-Zweigen auf einem Eichenholzgestell waren eine bahnbrechende Erfindung zur Salzgewinnung. Die gelösten Mineralien setzen sich als Dornstein am Schwarzdorn fest. Bis zu 600.000 Liter Sole rieseln täglich darüber, zerstäuben zu feinstem Nebel und bilden ein meerähnliches Klima.

Das erste Gradierwerk entstand in Bad Salzungen 1767. Damals wurde aus Sole Kochsalz zum Verbrauch gesiedet. Die Methode, Sole vor dem Sieden erst über die Zweige der Gradieranlagen zu träufeln, erhöhte durch Verdunstung ihre Salzkonzentration. Der anschließende Siedeprozess zur Gewinnung der begehrten Salzkristalle konnte so stark verkürzt werden. Er halbierte den hohen Energieaufwand, der bei der Kochsalzgewinnung anfiel. Heutzutage gewinnt man das Salz aus Salzgärten an den Meeresküsten oder durch den Abbau von Steinsalz. Einige historische Gradieranlagen sind zu Kurzwecken erhalten geblieben.

Dunst liegt in der Luft. Jeder neue Tropfen Sole lässt schneeweiße Kristalle auf dem Reisig der Gradieranlagen zurück. Die beim Zerstäubungsprozess entstehenden Aerosole befreien den Atem: COPD-Patienten und andere Bronchialgeschädigte wissen die heilsame Wirkung dieser Luft zu schätzen.

Yoga vor tiefgründiger Kulisse

Eine Kampagne von Thüringen Tourismus – „Auffallend ausgeglichen“ – will diese Naturschätze der Region präsentieren. Dazu haben sich die 17 Thüringer Kurorte etwas einfallen lassen: Atem-Entspannung beim Waldbaden, Weinzerstäubung im Gradierwerk von Bad Sulza, Klangschalen-Therapie in den Heilstollen der Saalfelder Feengrotte, Kneipptherapie im Wald oder Yoga vor dem monumentalen Panoramabild des DDR-Malers Werner Tübke in Bad Frankenhausen.

Für das Panoramabild über den Bauernkrieg mit dem Titel „Frühbürgerliche Revolution in Deutschland“ wurde eigens ein riesiger Rundbau auf dem Schlachtberg bei der thüringischen Kleinstadt am Fuße des Kyffhäusergebirges errichtet. Das Bild entstand in den Jahren 1976 bis 1987, zum Gedenken an den Deutschen Bauernkrieg, dessen 500-jähriges Jubiläum dieses Jahr gefeiert wird.

Auf einer Gesamtfläche von 14 m Höhe und 123 m Länge entfaltet sich ein Sittenbild menschlicher Leidenschaften im Stil von Hieronymus Bosch oder Pieter Bruegel, die Maler in der Zeit der Bauernkriege. Luther, Müntzer, aber auch der Geldadel wie die Fuggers sind auf dem Gemälde abgebildet. Ein Monumentalgemälde „in dem Grundthemen der Menschheit wie Liebe und Hass, Tod und Geburt, Eintracht und Zwiespalt, die unendliche Wiederkehr des Gleichen versinnbildlicht werden“, so der Museumsguide. Auf jeden Fall eine tiefgründige Kulisse fürs Yoga und unbedingt sehenswert.

Die örtlichen Tourismusverbände vergleichen die Saale-Unstrut-Region gerne mit der Toskana: Weinberge, Hügel, mäandernde Flüsse – und Pappeln, die aus der Ferne an Zypressen erinnern. Gut ausgebaute Wander-, Rad- und Wasserwege durchziehen das Weinanbaugebiet mit heute guten Qualitätsweinen. Sole und Wein in dörflicher Umgebung. Tatsächlich ein Ort zum Durchatmen.

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